
Fachkräftemangel im Baugewerbe: Flüchtlinge als Lösung?
2025-04-15
Autor: Leonardo
Flüchtlinge decken Lücken im Baugewerbe
Auf einer Baustelle in Ried bei Kerzers wirbelt ein Solarinstallateur mit voller Kraft und eine Kollegin fräst ein Blindpanel durch. Hier ist Matthias Allenbach, ein erfolgreicher Unternehmer im Bedachungsbereich, der einen geflüchteten Syrer, Merkhas Khalaf, eingestellt hat. Dieser reicht seiner Teamkollegin gerade ein Photovoltaikpanel zu.
Ein Lösungsansatz für den Fachkräftemangel
Der anhaltende Fachkräftemangel zwingt Unternehmen dazu, neue Wege zu gehen. Economiesuisse schätzt, dass bis 2033 in der Schweiz fast eine halbe Million Arbeitskräfte fehlen werden. Um diese Lücke zu füllen, wurde ein neuer Fachkurs für Gebäudehülle ins Leben gerufen, der gezielt Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Personen wie Khalaf Weiterbildungsmöglichkeiten bietet.
Integration durch Qualifikation
Dieser fünfmonatige Kurs wird von der Schweiz und dem kantonalen Sozialwesen unterstützt und kostet pro Teilnehmer etwa 4.000 Franken. Ziel ist nicht nur die Fachbildung, sondern auch die gesellschaftliche Integration dieser Menschen. Reto Rhyn, Projektleiter des Roten Kreuzes, betont, dass anfänglich nur wenige Unternehmen Interesse zeigten, aus Sorge vor einem hohen Aufwand.
Die positive Entwicklung bei Allenbach
Matthias Allenbach hebt jedoch hervor, dass die Initiative für ihn keinen zusätzlichen Aufwand bedeutet. Nach nur vier Wochen im Kurs wusste Khalaf schon, wie man sicher arbeitet und kannte die Bedeutung des Fachjargons der Branche. Allenbach beschreibt stolz, dass Khalaf sofort einsatzfähig war und bereits am ersten Arbeitstag mit vollem Einsatz ins Geschehen eingriff.
Der Weg zu einer neuen Perspektive
Khalaf, der vor seinem Umzug in die Schweiz als Elektriker arbeitete, wurde zur Flucht gezwungen, um der Armee zu entkommen. Heute lebt er mit seiner Familie in der Schweiz und arbeitet mit Freude für Allenbach, wo er durch die Unterstützung seines Arbeitgebers weitaus mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen kann.
Ein Bude-Auto für den Arbeitsweg
Um Khalaf den Arbeitsweg zu erleichtern, stellt Allenbach ihm ein „Bude-Auto“ zur Verfügung, mit dem er nur noch 20 Minuten zur Arbeit braucht. Khalaf ist glücklich über seine neue Position und verdient mittlerweile einen Bruttolohn von 4.500 Franken monatlich.
Gesellschaft zurückgeben
Allenbach, ein ehemaliger SVP-Politiker, scheut sich nicht, seine positiven Erfahrungen mit Flüchtlingen zu teilen. Er sieht in der Beschäftigung von Menschen wie Khalaf nicht nur persönliche, sondern auch gesellschaftliche Vorteile. "Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben", sagt er und widerspricht somit dem gängigen Narrativ seiner ehemaligen politischen Heimat.
Neue Wege für Ausbildung und Integration
Die Suche nach neuen Arbeitskräften zwingt Allenbach und sein Team, innovative Lösungen zu finden. Nachdem ein Aufruf auf TikTok zur Rekrutierung von Lehrlingen erfolgreich war, zeigen sich Allenbach und seine Mitarbeiter offen für neue Wege. Khalaf und seine Kollegin lernen sogar, Fachbegriffe in Hochdeutsch und Berndeutsch gleichzeitig zu verwenden.
Gemeinsam stark im Baugewerbe
Mit einem Lächeln posieren Khalaf und Allenbach für ein Foto, was das gute Arbeitsklima unterstreicht. Khalaf hat bereits ein Stück Schweizer Kultur und Sprache integriert, und die Zusammenarbeit zeigt eindrucksvoll, wie Integration im Bauwesen funktionieren kann.