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Explosionen von Pagern: Droht ein neuer Krieg im Nahen Osten?

2024-09-19

Am Abend nach dem mutmaßlich koordinierten Angriff auf Pager in Libanon haben mehrere Kommunikationsgeräte der Hizbullah erneut detoniert. Bilder aus den sozialen Medien zeigen, dass in diesem Fall kleine drahtlose Funkgeräte betroffen waren. Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium wurden mindestens 25 Menschen getötet und mehr als 600 verletzt.

Bereits am Dienstag detonierten nahezu zeitgleich Tausende von Pagern, wobei die libanesischen Behörden von etwa 2300 Verletzten und mindestens zwölf Toten berichteten. Die meisten Verletzten dürften Mitglieder der islamistischen Schiitenmiliz sein, die diese Pager als vermeintlich sicheres Kommunikationsmittel nutzten.

Ersten Berichten zufolge waren die Geräte vor ihrer Auslieferung mit Sprengstoff präpariert worden, der dann ferngesteuert explodierte. Die „New York Times“ berichtet, dass die Pager vor der Explosion sekundenlang einen Alarmton von sich gaben, was zahlreiche Menschen dazu brachte, ihre Geräte aus der Hosentasche zu ziehen, wodurch sie sich verletzten. Unter den Opfern soll sich auch der iranische Botschafter in Libanon befinden, der mindestens ein Auge verloren hat. Unbeteiligte, darunter Kinder, wurden ebenfalls verletzt.

Bisher hat sich niemand zu den Angriffen bekannt, doch die Hizbullah machte sofort Israel verantwortlich. In der Tat scheinen die israelischen Streitkräfte die wahrscheinlichsten Urheber zu sein, da kaum ein anderer Akteur über die erforderlichen technischen Ressourcen und geheimdienstlichen Kapazitäten verfügt, um solch komplexe Operationen durchzuführen. Die Angriffe erscheinen gut geplant und können möglicherweise als Teil einer größeren Strategie betrachtet werden, die darauf abzielt, die Kommunikation der Hizbullah zu schwächen. Aber warum jetzt?

Laut einem Bericht des amerikanischen Portals „Axios“ war die ursprüngliche Absicht Israels, die Pager als Auftakt zu einer umfassenden Offensive gegen die Hizbullah zu nutzen. Allerdings hat Israel bisher keine weiteren Maßnahmen ergriffen, abgesehen von dem üblichen Beschuss über die libanesische Grenze hinweg. Dies könnte darauf hindeuten, dass andere strategische Überlegungen hinter dem Angriff stehen.

Die israelische Regierung hat in den letzten Tagen Bedenken geäußert, dass die Hizbullah möglicherweise den geheimen Plan durchschaut. Daher wurde entschieden, die Pager-Attacke durchzuführen, um taktische Vorteile nicht zu verlieren. Berichten zufolge äußerten zwei Mitglieder der Hizbullah, die in den letzten Tagen über die Pager Besorgnis äußerten, den Verdacht, dass ein Sicherheitsproblem vorlag, woraufhin einer von ihnen unter mysteriösen Umständen starb.

Trotz dieser Berichte bleibt die Gefahr einer Eskalation hoch. Die Spannungen zwischen Israel und der Hizbullah haben mit den jüngsten Vorfällen einen neuen Höhepunkt erreicht, und die Explosionswelle könnte nur den Vorboten eines größeren Konflikts markieren.

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant hat kürzlich angedeutet, dass sich das geopolitische Brennpunkt des Konflikts Richtung Norden verlagert. Die israelische Regierung, einschließlich Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, hat wiederholt betont, dass militärische Maßnahmen gegen die Hizbullah erforderlich sind.

Israels Generalstabschef Herzi Halevi hat neue Operationspläne genehmigt, während die 98. Division zusätzlich an die libanesische Grenze verlegt wird. Die Schiitenmiliz hat bereits Vergeltung gegen Israel angedroht, und die Bevölkerung wartet gespannt auf die nächste öffentliche Ansprache von Hizbullah-Chef Hassan Nasrallah, die für Donnerstag angekündigt ist.

Die jüngsten Explosionen stellen eine erhebliche Demütigung für die Hizbullah dar, die sich oftmals mit ihren militärischen Fähigkeiten und ihrer Geheimdiensttätigkeit brüstet. Das Vertrauen in ihre Sicherheit hat Schaden erlitten, und sie muss ihre Kommunikationsstrategien überdenken und die Verluste wichtiger Kämpfer kompensieren.

Die Hizbullah verfügt nach wie vor über ein beeindruckendes Arsenal von Raketen, geschätzt auf etwa 150.000 unter iranischer Unterstützung. Auch wenn die Pager-Attacken als Rückschlag wirken, ist es wahrscheinlich, dass die Miliz sich schnell erholt. In der Region wächst jedoch die Angst vor einer weiteren Eskalation, während die Welt auf die nächsten Entwicklungen im Nahen Osten schaut.