Exklusiv: Yamaha enthüllt die Geheimnisse der MotoGP-Abteilung
2024-12-26
Autor: Simon
Im aufregenden Leben eines Motorsport-Journalisten erhält man nicht jeden Tag die Möglichkeit, einen tiefen Einblick in die Welt eines der größten Motorradhersteller zu bekommen. Yamaha Motor Europe (YME) öffnete die Türen für SPEEDWEEK.com und lud uns nach Lesmo, nordöstlich von Mailand, ein. Hier erfahren wir spannende Details und faszinierende Einblicke in die MotoGP-Abteilung und mehr.
Die Einrichtung in Lesmo erstreckt sich über mehrere Gebäude und wirkt von außen unscheinbar. Ehemals ansässig war dort der italienische Yamaha-Importeur Belgarda. Beim Betreten des Parkplatzes hörten wir die kraftvolle Geräuschkulisse der Motoren – die legendäre Rennstrecke von Monza liegt nur einen Katzensprung entfernt.
Die europäische Yamaha-Zentrale spielt eine strategisch wichtige Rolle für das japanische Unternehmen. Neben den Werksteams der MotoGP und Superbike-WM sind hier auch GYTR (Genuine Yamaha Technology Racing), Teile der Forschung und Entwicklung sowie eine Musikinstrumenten-Abteilung vereint. Es ist der einzige Ort, an dem die Welten von Yamaha Motor und Yamaha Music zusammentreffen.
Andrea Dosoli, Direktor für Marketing und Motorsport, begrüßte uns und führte uns in die MotoGP-Abteilung. Am Eingang standen uns zwei beeindruckende MotoGP-Bikes der Werksfahrer Fabio Quartararo und Alex Rins gegenüber. Unmittelbar danach kamen wir in einen prächtigen Ausstellungsraum, der wie ein Heiligtum für jeden MotoGP-Fan ist. Dort sind die Weltmeistermotorräder von Valentino Rossi aufgereiht – eine Ehrung für den neunfachen Weltmeister, der mit Yamaha in den Jahren 2004, 2005, 2008 und 2009 den Titel errang.
Auch die Motorräder von Jorge Lorenzo finden hier ihren Ehrenplatz, da der Spanier dreimal für Yamaha den Titel gewann. Besonders bemerkenswert ist das Bike des letzten Yamaha-Weltmeisters, denn Fabio Quartararo holte 2021 die glorreiche MotoGP-Krone. Zudem sind einige Motoren der früheren M1-Modelle ausgestellt, darunter ein Exemplar des 800-ccm-Motors, der von 2007 bis 2011 verwendet wurde. Andrea Dosoli schmunzelte und erklärte: „Wegen der hohen Leistung wurde das Reglement auf 800 ccm geändert – das hat uns viel Geld gekostet. Ein Jahr später waren wir wieder auf dem gleichen Leistungsniveau.
Normalerweise ist dieser Ausstellungsraum ausschließlich für Sponsoren und Partner zugänglich und bei Veranstaltungen während der MotoGP-Saison wird er ebenfalls genutzt. Ein weiterer interessanter Raum ist der benachbarte Besprechungsraum, der den Namen des amerikanischen Rennsportlegenden Wayne Rainey trägt. Nostalgische Bilder an den Wänden und originale Rennanzüge bringen den Glanz vergangener Zeiten zurück. Zwischen den Tischen steht eine weitere M1 von Fabio Quartararo. Simone Moretti, ein Yamaha-Mitarbeiter, teilte mit: „Hier finden wir uns in einer besonderen Atmosphäre, wenn wir Meetings mit unseren Partnern abhalten.
Im Vergleich dazu gibt es einen kleineren Besprechungsraum mit dem Namen Giacomo Agostini, der zwar kein Bike ausstellt, jedoch ein Autogramm des italienischen Motorrad-Stars beherbergt, der für Yamaha in den Jahren 1974, 1975 und 1977 fuhr. Agostini gewann 1975 seinen letzten von insgesamt 15 WM-Titeln in der 500er-Klasse, was gleichzeitig Yamahas ersten Titel in der Königsklasse markierte.
Die Einrichtung ist jedoch weit mehr als nur eine „Hall of Fame“. Sie fungiert als zentrale Schaltstelle für die MotoGP-Rennen in Europa. „Marketing, Kommunikation und die Logistikabteilung verwalten hier alle Aktivitäten weltweit. Auch Lin Jarvis hat hier sein Büro. Eine kleine Entwicklungsabteilung arbeitet eng mit Japan zusammen, und die Performance-Analyse findet ebenfalls hier statt, um die Informationen mit den Ingenieuren in Japan zu teilen“, erläuterte Moretti.
Doch warum hat Yamaha diesen Standort in Europa und nicht in Japan? „Wir müssen viele Dinge von hier aus managen. Bei Asien-Rennen ist es einfacher, alles von Japan aus zu koordinieren, aber in Europa ist es viel einfacher, dies von hier zu tun“, sagte Dosoli.
Der große Schauraum erfährt eine faszinierende Wendung, denn wir werden in eine große Halle geführt, in der keine Bilder erlaubt sind. Hier parken die fünf Lkw des Yamaha-MotoGP-Teams – vier für das offizielle Team und einer für das Testteam, dazu kommen fünf weitere Trucks für die Hospitality.
Oberhalb der Garage befindet sich die Motorenabteilung: „Hier werden alle MotoGP-Motoren während der Saison aufbereitet. Die Motoren für die Rennen in Asien kommen aus Japan, während wir die Motoren für alle europäischen Rennen hier herstellen“, erklärte Moretti weiter. Auf die Frage, warum die Motoren nicht fertig aus Japan kommen, antwortete er: „Wenn wir Probleme mit einem Motor haben, ist es einfacher, sie hier zu bearbeiten. Das gibt uns mehr Flexibilität, weil die meisten Rennen in Europa stattfinden.
In den letzten Jahren hat sich die Entwicklung nach Europa verlagert – Motoren, Elektronik und Aerodynamik. Das beschleunigt unsere Verbesserungen erheblich. Im letzten Raum, in den uns die beiden führten, befindet sich die Werkstatt, in der die Mechaniker zwischen den Rennen an den MotoGP-Bikes arbeiten. „Hier können die Mechaniker Teile schnell wechseln“, erklärte Moretti. „Bei Rennen in England, wie dem Grand Prix in Silverstone gefolgt von dem in Assen, kommen die Trucks nicht zurück hierher.
Das bedeutet, dass die meisten Arbeiten an den Motorrädern direkt auf der Rennstrecke durchgeführt werden. Nur wenn es der Zeitplan zulässt, wird eine kurze Stippvisite in der Zentrale in Lesmo eingelegt. „Wenn ein Rennen in Italien stattfindet und spezielle Wartungen nötig sind, kommt das Team hierher. Aber das passiert vielleicht nur zweimal im Jahr“, so Dosoli.
Am Ende verabschiedeten wir uns von Simone Moretti, während Andrea Dosoli uns in das Gebäude führte, in dem die Forschung und Entwicklung bei Yamaha untergebracht sind. Verpassen Sie nicht den nächsten aufregenden Bericht über die innovativen Entwicklungen in der Welt von Yamaha!