Ex-Skirennfahrer Reto Schmidiger im bewegenden Abschiedsinterview
2024-12-26
Autor: Gabriel
Reto Schmidiger, der ehemalige Ski-Star, hat am 15. Dezember überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben – eine Entscheidung, die viele Fans im Ski-Zirkus schockierte. Was war der Grund für diesen plötzlichen Rücktritt, und wie fühlt es sich für ihn an, diese Entscheidung zu treffen?
In der letzten Saison bemerkte ich, dass meine Leidenschaft zum Skifahren nicht mehr dieselbe war, erzählt Schmidiger. Zunächst dachte ich, es liege an der langen Abwesenheit von meinem Sohn, doch als ich nach Hause zurückkehrte, wurde mir klar, dass ich nicht mehr bereit war, 100 Prozent zu geben. Um im Europacup und besonders im Weltcup konkurrenzfähig zu sein, ist diese Einstellung jedoch unerlässlich.
Mit etwas Abstand betrachtet, fühlt sich der Rücktritt nach wie vor richtig an?
Absolut, sagt Schmidiger. Ich habe immer gesagt, solange ich das Feuer in mir spüre, werde ich weitermachen. Aber der Moment, in dem ich das nicht mehr empfinde, zeigt mir, dass es Zeit ist zu gehen. Ich bin überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war.
Wie gestaltete sich das Skifahren ohne den Swiss-Ski-Kader-Status in den letzten zweieinhalb Jahren?
Schmidiger schildert, dass es sowohl herausfordernd als auch lehrreich war. Zunächst musste er alles selbst organisieren: von den besten Trainingsorten bis zur Rennvorbereitung. Es war eine wahre Herausforderung, aber ich habe so viel über mich selbst gelernt und viele wertvolle Kontakte geknüpft – ich habe unter anderem mit verschiedenen Nationalmannschaften zusammengearbeitet.
Ein anderer Aspekt, den er hervorhebt, sind die finanziellen Belastungen, die mit dem Leistungssport verbunden sind.
Er musste pro Saison um die 100.000 Franken aufbringen, und dank Unterstützung seiner Sponsoren und einer engagierten Gemeinschaft konnte er dies bewältigen.
Warum blieben die ersehnten Olympiamedaillen aus?
Schmidiger erklärt, dass er zum damaligen Zeitpunkt die Komplexität des Leistungssports nicht richtig einschätzen konnte. Verletzungen, insbesondere am Knie, haben ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jedes Mal, wenn er auf dem Weg zu seinem besten Ergebnis war, kam eine Verletzung dazwischen, die ihn zurückwarf.
In seinen 93 Weltcuprennen erreichte Schmidiger dreimal die Top 10 und erzielte einen achten Platz im Slalom als sein bestes Ergebnis.
Was er als sein größtes Highlight ansieht? Der Weg dorthin, das ständige Kämpfen und die Rückschläge, aus denen er stets neue Kraft schöpfte.
Hat sich Marco Odermatt, der aufstrebende Star des Skisports, bei ihm gemeldet?
Ja, und er hat mir gratuliert. Er freut sich, dass ich einen klaren Schlussstrich gezogen habe, bevor mein Körper dies für mich getan hat.
Über seine Pläne nach dem Rücktritt spricht Schmidiger optimistisch:
Ich will diesen Lebensabschnitt sauber beenden und mich bei allen Partnern bedanken. Auch wird er versuchen, im Skisport aktiv zu bleiben, da seine Erfahrungen wertvoll sind.
Und was wird er mit der neu gewonnenen Zeit anfangen?
Vor allem möchte ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, insbesondere mit meinem neugeborenen Sohn. Auch das Golfspielen, das in den letzten Jahren zu kurz kam, freut mich sehr – eine willkommene Abwechslung nach einem spannenden, aber auch fordernden Ski-Karriere.