Welt

Evakuierung an der Front: Andrej im Visier russischer Drohnen

2025-04-10

Autor: Simon

Ein gefährliches Abenteuer in Cherson

In der Dämmerung der südukrainischen Stadt Cherson treffen wir auf Andrej Petuchow, der sich tapfer in einem frontnahen Viertel aufhält. Der unaufhörliche Lärm der Artillerie durchbricht die Stille – ukrainische Soldaten feuern über den Dnipro, während die russischen Streitkräfte zurückschlagen.

Mit schützendem Helm und Vest steht Andrej vor seinem gepanzerten Bus. Er plant, einen Zivilisten aus der Gefahrenzone abzuholen, und ein weiterer Mann möchte seinen Hund retten.

Ein riskanter Einsatz beginnt

Andrej lädt uns ein, ihn zu begleiten, doch wir lehnen ab. Die Fahrt in die sogenannte "rote Zone" ist uns zu riskant. Stattdessen statten wir den ehemaligen Profiboxer mit einer Kamera aus, um die dramatischen Szenen, die er erleben wird, festzuhalten.

Russische Drohnen auf der Jagd

Die Fahrt verläuft zunächst nach Plan. Andrej trifft den Bürger, der die Front verlassen möchte, während der andere Mann nach seinen wichtigen Dokumenten sucht – das Haus ist jedoch ein rauchender Schutthaufen.

Auf dem Video, das wir von der Kamera erhalten, drängt Andrej zur Eile: „Lasst uns fahren!“, ruft er, während über ihnen ständig russische Drohnen kreisen, die alles angreifen, was sich bewegt.

Unmittelbare Gefahr

Die Männer durchqueren eine apokalyptische Landschaft: verlassene Straßen, zerstörte Häuser, ausgebrannte Autos. Plötzlich stürzt sich eine russische Kampfdrohne direkt auf ihr Fahrzeug und trifft es. Ein ohrenbetäubender Knall und ein merkwürdiges Gefühl der Angst durchflutet die drei.

Trotz des Angriffs überleben sie, doch die Bedrohung bleibt. Es ist eine grausame Regel des Krieges, dass nach jedem Drohnenangriff sofort weitere Drohnen zur Überwachung und Eliminierung von Überlebenden geschickt werden. Schnell suchen sie ein Versteck und kriechen, teils panisch, hinter einen Busch.

In der Hoffnung auf Rettung

Nach der Suche finden sie einen überdachten Platz, unter dem sie Schutz suchen. Andrej ruft einen Freund an, um Hilfe zu holen. Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, in der sie auf das Rettungsfahrzeug warten, während russische Drohnen unbarmherzig über ihnen kreisen.

Als Andrejs Freund schließlich ankommt, rennen sie hastig an ihrem brennenden Auto vorbei, während überall Scherben liegen. „Schneller, schneller!“, ruft Andrej und sie steigen schnell in den Wagen.

Ein neuer Geburtstag

Endlich erreichen sie ihren Treffpunkt, wo der Kanonendonner weiterhin zu hören ist. Hier kreisen seltener deutsche Drohnen, doch die Gefahr ist nicht gänzlich gebannt. Andrej und seine Begleiter sind geschockt. Der einst furchtlose Ex-Boxer kann seine Tränen nicht zurückhalten: „Heute ist mein zweiter Geburtstag“, schluchzt er. „Ohne den gepanzerten Wagen wären wir nicht mehr hier.“

Andrej, der Held von Cherson

Auf die Frage, wie es nun weitergeht, nach dieser bitteren Erfahrung, antwortet Andrej ernst: „Ich mache weiter. Heute Abend steht die nächste Evakuierung an.“ In Cherson gilt er als Held, hat er doch zahlreiche Menschen von der Front gerettet.

Trotz seiner heldenhaften Taten macht er keinen großen Aufstand daraus. „Jemand muss es ja tun“, sagt er. Doch die ständige Gefahr und die alltägliche Gewalt hinterlassen Spuren. „Der Krieg hat mich verändert“, gibt Andrej zu, „ich lache jetzt viel weniger.“