
Eternit-Skandal: Oberstes Gericht Italiens hebt Urteil gegen Schmidheiny auf – Ist das das Ende der Gerechtigkeit?
2025-03-22
Autor: Luca
In einer überraschenden Wendung der Ereignisse hat das höchste italienische Gericht die Verurteilung des Schweizer Unternehmers Stephan Schmidheiny in einem entscheidenden Asbest-Prozess bereits zum zweiten Mal aufgehoben. Berichten zufolge wurde der Fall, der sich auf den Vorwurf der fahrlässigen Tötung bezieht, erneut wegen fehlender Beweise abgewiesen, was für viele Beobachter schockierend kommt.
Dieser Prozess dreht sich um den tragischen Tod eines ehemaligen Mitarbeiters einer Eternit-Fabrik in Cavagnolo. Der Mann verstarb 2008 im Alter von 82 Jahren und hatte während seiner 27-jährigen Beschäftigung mit Asbest gearbeitet – einem Material, das als extrem gefährlich und krebserregend bekannt ist.
Die erste Verurteilung von Schmidheiny, die im Jahr 2014 ausgesprochen wurde, veranlasste die juristischen Auseinandersetzungen, die seither viele Menschen beschäftigt haben und die Fragen zur Verantwortung von Unternehmen für ihre ehemaligen Beschäftigten aufwerfen. Ursprünglich wurde Schmidheiny zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren verurteilt, die im Dezember 2024 auf eine bedingte Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten reduziert wurde.
Die Verfahren gegen Schmidheiny ziehen sich seit über zwei Jahrzehnten hin und umfassen Vorwürfe aus einem Zeitraum, als die Schweizer Eternit-Gruppe in Italien eine dominierende Rolle spielte. Obwohl Italien Asbest erst 1992 vollständig verbannte, war die Gefährlichkeit des Materials längst bekannt und wurde in vielen Ländern kritisch hinterfragt.
Die Verteidigung des Unternehmers argumentiert, dass die ständigen Rechtsstreitigkeiten und die erneute Aufhebung der Urteile zeigen, dass es keine tragfähigen Beweise für die angeblichen Straftaten gibt. Doch die Staatsanwaltschaft bleibt hartnäckig und beschuldigt Schmidheiny, aus profitgierigen Motiven Sicherheitsmaßnahmen in den Fabriken missachtet zu haben, was zu unzähligen Erkrankungen und Todesfällen unter den Arbeitern und Anwohnern führte.
Insgesamt gibt es drei separate Verfahrensstränge, die sich mit Eternit-Fabriken in Cavagnolo, Casale Monferrato und Neapel befassen. Während das Kassationsgericht jüngst darüber entschied, wurden in Neapel ebenfalls bereits Urteile aufgehoben, die neu beurteilt werden müssen.
Die Debatte um die Verantwortung von Unternehmen für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter ist aktueller denn je. Schmidheiny hat seit 2008 Schadensersatzzahlungen an über 2000 Betroffene angeboten, die teils in die Millionenhöhe gehen. Doch für viele umfasst dies nicht weitreichende Gerechtigkeit – vielmehr bleibt die Frage bestehen: Wird Schmidheiny jemals zur Rechenschaft gezogen? Der Fall zieht zunehmend internationale Aufmerksamkeit auf sich und könnte weitreichende Auswirkungen auf künftige rechtliche Rahmenbedingungen im Umgang mit gefährlichen Materialien haben.