Energieboom in Argentinien – Wie Milei den Sektor transformieren möchte
2024-12-30
Autor: Lara
Dank des ehrgeizigen Plans von Präsident Javier Milei, durch Deregulierung und massive Investitionen den Energiesektor Argentiniens zu revolutionieren, verzeichnet dieser einen bemerkenswerten Aufschwung. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres erzielte der Energiesektor einen Handelsbilanzüberschuss von 2,93 Milliarden US-Dollar – eine beeindruckende Wende angesichts eines Defizits von 1,1 Milliarden US-Dollar im Vorjahr. Ökonom Ricardo Arriazu prognostiziert sogar, dass Argentinien bis 2030 einen Haushaltsüberschuss im Energiesektor von unglaublichen 30 Milliarden US-Dollar erreichen könnte.
Der Strommix Argentiniens spiegelt wider, dass die Nation stark auf fossile Brennstoffe angewiesen ist, die im Zeitraum von August 2023 bis Juli 2024 fast 48 Prozent der Energieversorgung ausmachten. Dabei entfallen etwa 44 Prozent auf Erdgas und rund 4 Prozent auf Öl. Milei hat sich klar zu fossilen Energieträgern bekannt und plant, die Erdöl- und Erdgasförderung durch ein Anreizsystem für Großinvestitionen zu intensivieren.
Neben fossilen Brennstoffen spielt auch die Wasserkraft eine bedeutende Rolle, die etwa 28 Prozent der Gesamtversorgung ausmacht. Zudem betreibt Argentinien drei Kernkraftwerke: Atucha I, Atucha II und Embalse, von denen Letztere zusammen 9 Prozent des nationalen Stromverbrauchs im Juli 2023 deckten. Im Gegensatz dazu kommt der Solarenergie lediglich eine untergeordnete Rolle zu, mit einem Anteil von etwa 2,5 Prozent.
Mileis klare Abkehr von erneuerbaren Energien hat heftige Debatten ausgelöst. Er bezeichnet den Klimawandel als eine „Lüge des Sozialismus“ und hat das Umweltministerium aufgelöst sowie die Mittel für Umweltprojekte um fast 65 Prozent gekürzt. Diese drastischen Maßnahmen reflektieren Mileis aggressive Energiepolitik, die sich gegen die gegenwärtige globale Energiewende wendet.
Die positive wirtschaftliche Entwicklung Argentiniens wird durch die günstigen Strompreise begünstigt: Im März 2024 zahlten Haushalte nur 0,019 USD pro kWh, während der weltweite Durchschnitt bei 0,152 USD pro kWh liegt. Ein dramatischer Kontrast zeigt sich auch auf der industriellen Ebene, wo Unternehmen in Argentinien nur 0,036 USD pro kWh zahlen, was im Vergleich zu den durchschnittlichen Kosten für kleine bis mittlere Unternehmen in Deutschland (16,99 Cent pro kWh) ein enormes Einsparpotential darstellt.
Der Präsident plant nicht nur eine Stärkung fossiler Energien, sondern auch einen massiven Ausbau der Kernkraft. In einer aktuellen Videobotschaft hob Milei hervor, dass die Atomkraft entscheidend ist, um den steigenden Energiebedarf durch die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zu decken. Er sieht die Notwendigkeit, umweltfreundliche und wirtschaftliche Energiequellen zu nutzen, um mit dem Fortschritt der Technologie Schritt zu halten.
Zur Realisierung seines Plans setzt er auf innovative kleine modulare Reaktoren (Small Modular Reactors – SMRs). Diese Reaktoren, die als sicherer und flexibler gelten, sollen argentinische Energiestrukturen revolutionieren und den Bau Aufwand erheblich reduzieren. Laut dem Berater der argentinischen Initiative, Demian Reidel, wird der erste SMR am Standort Atucha gebaut, wobei bereits teilweise Vorarbeiten geleistet wurden.
Die Einführung von SMRs könnte entscheidend sein, um die Herausforderungen der Energieversorgung in der Zukunft zu meistern. Diese Technologie verspricht nicht nur kürzere Bauzeiten, sondern bietet auch eine effizientere Nutzung von Kernbrennstoffen und reduziert das Risiko von schweren Unfällen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Argentiniens Strategie, auf eine Kombination aus fossilen Energien und Kernkraft zu setzen, eine vielversprechende Lösung für die künftige Energieversorgung darstellen könnte. Die wiedergewonnene Technologieoffenheit könnte auch für andere Länder, einschließlich Deutschland, mitteilen, dass ein Umdenken hinsichtlich der Energiepolitik notwendig ist. Um konkurrenzfähig zu bleiben und gleichzeitig umweltfreundliche Lösungen zu finden, ist eine Rückkehr zu stabilen und berechenbaren Energiepreisen unabdingbar. Gelingen können diese Ziele jedoch nur durch eine strategische Partnerschaft – möglicherweise auch mit Ressourcenlieferanten wie Russland – und eine Weichenstellung für eine moderne Kernkraft.