Technologie

Elektroschrott am Wegesrand: Telekom benötigt mehr Zeit für den Abbau unserer letzten Telefonzellen

2025-01-20

Autor: Sofia

Vor zwei Jahren stellte die Telekom ihre öffentlichen Fernsprecher ab und argumentierte, dass der Bedarf stark rückläufig sei. Im Zeitalter von Smartphones seien Telefonzellen überflüssig, erklärte das Unternehmen. Die Betriebskosten seien nicht mehr wirtschaftlich, die Geräte veraltet und sie verbrauchten unnötig viel Energie.

In der Blütezeit gab es in Deutschland bis zu 160.000 öffentliche Telefonzellen. Diese Zahl ist im Laufe der Jahre kontinuierlich gesunken. Die letzten Telefone aus den Zeiten der Bundespost verschwanden 2018. Dennoch finden sich in vielen Städten die markanten magentafarbenen Stelen und Telefonhäuschen mit leerem Blick, obwohl sie keine Funktion mehr erfüllen.

Kuriositäten des Alltags

So auch am Bochumer Hauptbahnhof, wo zwei dieser Telefonzellen an einer Wand hängen. Passanten schauen häufig verwundert auf die Geräte. Ein junger Mann bleibt stehen, nimmt den Hörer ab und liest verwirrt die Anleitung, die ihn darüber informiert, wie man telefoniert. Offensichtlich ist das für ihn ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit. Kaum ist er von dannen gezogen, zieht er sein Smartphone hervor.

An der Wand steht: „Hörer abnehmen – Zahlungsmittel zuführen – Rufnummer wählen und Gespräch führen – Nach Ende des Gesprächs Hörer auflegen – Zahlungsmittel entnehmen.“ Die Inlandsauskunft war unter 11833 erreichbar, doch das Telefon ist mittlerweile deaktiviert. Nur die rote Anzeige signalisiert den Stillstand mit dem Hinweis: „Entschuldigung, zurzeit gestört.“

Ähnlich sieht es auch in der Innenstadt von Rottweil aus, wo im Sommer 2024 eine solche Magenta-Stele ungenutzt steht. Ein Spruch eines Scherzboldes „Sag ihr, dass Du sie liebst“ auf dem Hörer vergisst die festgefahrenen Zeiten, aus denen diese Apparate stammen.

Warum der Abbau sich zieht

Warum bleiben die inaktiven Telefonanlagen jedoch weiterhin bestehen? Laut Telekom liegt das an der komplexen Bürokratie. „Die Standorte werden Schritt für Schritt zurückgebaut“, erklärt eine Firmensprecherin. Der gesamte Prozess ist von der Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen und Behörden abhängig.

Die Koordination sei aufwendig und könnte Monate in Anspruch nehmen. „Es dauert, bis der Energieversorger einen Auftrag zur Stromabstellung umsetzt. Für jeden Tiefbau muss ein eigenes verkehrsrechtliches Verfahren eingeleitet werden.“ Außerdem müssen Baufirmen alle erforderlichen Genehmigungen abwarten, bevor sie tätig werden können.

Zusätzlich erfordert der Abbau auch Tiefbauarbeiten. Die Betonfundamente der Telefonzellen müssen aufwendig ausgegraben werden. Dazu sind spezielle „Aufgrabereine- und Absperr-Genehmigungen“ erforderlich. In vielen Städten müssen dafür sogar Nachweise über die Kampfmittelfreiheit erbracht werden, um sicherzustellen, dass sich keine gefährlichen Artefakte aus dem Zweiten Weltkrieg unter der Erde befinden.

Die Stadtverwaltung ist über die Thematik informiert. Ein Sprecher der Stadt Bochum berichtet, dass die Telekom im August 2024 die Stromabschaltung für 43 öffentliche Telefone beantragt habe. An etwa der Hälfte dieser Standorte seien bereits Fortschritte erzielt worden, während die andere Hälfte bis Ende des ersten Quartals 2025 abgebaut wird. In Düsseldorf hingegen wird erklärt, dass die Telekom verantwortlich sei, die Stadtverwaltung jedoch den Abbau unterstützt.