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Eine halbe Million Bücher in Gefahr – Der Kultur-Skandal im Gotthelf-Land!

2024-09-21

Autor: Mia

Eine halbe Million Bücher in Gefahr – ein empörender Kultur-Skandal im Gotthelf-Land!

Obwohl es nicht die größte Bibliothek der Schweiz ist, könnte man durchaus sagen, dass es sich um das größte Bücher-Antiquariat des Landes handelt, das sogar internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht. Diese wundersame Adresse könnte schon Ende Oktober vom Profitgier bedroht sein!

Die alte Mühle in Zollbrück, die Peter W. Imhof (75) seit 2013 gemietet hat, beherbergt mittlerweile eine halbe Million Bücher. Die Eingangstüre steht offen, dennoch ist ein Klingel-Hinweis Essenz – denn der Besitzer muss wissen, dass jemand hereinkommt. In diesem Labyrinth aus Regalen und Geschichten ist es nicht einfach ihn ausfindig zu machen.

Einmal musste der Kammerjäger kommen, denn als er einzog, hatten Mäuse eine kleine „Party“ in den verstreuten Kornsäcken gefeiert – „Seither habe ich Ruhe“, erzählt Imhof schmunzelnd.

Die Sicherheit hat jedoch jetzt große Priorität. Die Brandversicherung fordert, dass die Fluchtwege allen Besuchern gezeigt werden; deswegen steigen wir mit dem Aufzug von Stockwerk zu Stockwerk und hören den routinierten Rundgang durch das Gebäude. Zwei Fluchtmöglichkeiten führen sogar durch Fenster – ein eindrucksvolles Sicherheitskonzept für den Fall der Fälle.

Die alte Mühle wurde 1944 erbaut und hat bis 2010 Getreide gemahlen. Dann sah die Landi Region Langnau – Teil des Agro-Konzerns Fenaco – keinen profitablen Betrieb mehr und vermietete die Räumlichkeiten an Imhof zu einem fairen Preis von rund 15.000 Franken jährlich.

Doch nun ist die Mühle an einen Immobilien-Investor verkauft worden. Mit der neuen Eigentümerschaft droht der sofortige Abriss, und Imhof hat einen knappen Termin zur Räumung bis Ende Oktober gesetzt bekommen, den er nicht halten kann. „Ich hoffe auf eine Fristverlängerung“, sagt er, während er frustriert darüber ist, dass er noch keinen neuen Standort gefunden hat. Der Umzug von 1.000 Quadratmetern voll mit teils kleinen, teils immensen literarischen Schätzen ist eine titaneske Aufgabe – besonders, da mangelnde Augenkräfte ihn in seiner Schaffenskraft einschränken.

Was als eine einfache Buchsammlung begann, hat sich zu einer kulturellen Institution entwickelt. Mit literarischem Erbe von großem gesellschaftlichem Wert ist die Bücher-Mühle nicht nur ein Sammelpunkt für Veröffentlichungen, sondern tatsächlich auch ein Ort kultureller Interaktion. Die Enge in den Räumen ist zwar überwältigend, aber fernab jeglicher Unordnung; Die Bücher sind nach verschiedenen Kategorien strukturiert und der Großteil sogar digital erfasst.

Die Themenvielfalt erstreckt sich von Religion, Krieg und Militärgeschichte bis hin zu Gartenbau und regionaler Literatur. Ein Besucher, der nach Büchern über die Geschichte von Huttwil sucht – einer kleinen Gemeinde im Oberaargau – findet nach nur wenigen Minuten, was er braucht.

Ein bemerkenswertes Detail: Die Abteilung über Jeremias Gotthelf ist nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ beeindruckend. Hier liegen Schätze, die vom Gotthelf-Zentrum in Lützelflüh dringend betreut werden sollten. Es ist ein erschreckender Zustand, dass sowohl private Sponsoren als auch lokale kulturelle Institutionen oder Politiker nicht um den Erhalt dieser wertvollen Sammlung bemüht sind – im Gegensatz zu den Bemühungen um die SCL Tigers, die eine andere kulturelle Größe in der Region darstellen.

„Ich lebe von meiner Rente und die Buchverkäufe helfen mir gerade so, die Miete zu decken“, sagt Imhof, der mit seiner Liebe zur Literatur nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Gesellschaft wertvolle kulturelle Verbindungen geschaffen hat. Am Tag meines Besuchs war sogar ein älterer Herr aus Deutschland dort. Er ist ein pensionierter Hochschuldozent aus Göttingen und kann kaum glauben, dass es in Deutschland keine vergleichbare Büchersammlung zu finden gibt. Er besucht die Bücher-Mühle immer wieder und bringt stets neue Interessenten mit, die staunen über die unermessliche Leidenschaft und das Engagement für das geschriebene Wort. Der Schicksal der Bücher-Mühle bleibt ungewiss – ein dramatisches Beispiel dafür, wie Profitgier das kulturelle Erbe zu bedrohen vermag!