
Ein Politisches Aufreger-Thema: Wauquiez und die Idee einer Strafkolonie
2025-04-09
Autor: Louis
Saint-Pierre-et-Miquelon: Ein fast unbekanntes Überseegebiet
Die kleine Inselgruppe Saint-Pierre-et-Miquelon, direkt vor der Küste Kanadas, könnte nicht unscheinbarer sein. Mit gerade mal 242 Quadratkilometern und etwa 5800 Einwohnern gibt es sie kaum auf der großen Wetterkarte des französischen Fernsehens. Doch trotz ihrer geringen Größe gehört sie zu Frankreich und hat das europäische Bürgerschaftsrecht – auch wenn sie nicht im Schengenraum ist.
Wauquiez: Der umstrittene Plan
Laurent Wauquiez, Fraktionschef der Les Républicains, sorgt derzeit für Schlagzeilen. In einem Interview enthüllte er seine kontroverse Idee, Einwanderer, die Frankreich nicht verlassen wollen, nach Saint-Pierre-et-Miquelon abzuschieben und dort einzusperren. Mit kalten Temperaturen und häufigem Regen, so argumentiert Wauquiez, wären die Lebensbedingungen so ungemütlich, dass sich die Betroffenen bereitwillig auf den Weg in ihre Heimatländer machen würden.
Die Schatten der Vergangenheit
Diese Idee bringt Erinnerungen an Napoleons berüchtigte Strafkolonie in Cayenne zurück, die 1946 aufgelöst wurde. Wauquiez’ Aufruf zur Wiedereinführung von Strafkolonien hat sowohl in Frankreich als auch in Saint-Pierre-et-Miquelon für empörte Reaktionen gesorgt.
Empörung auf der Insel und in der Politik
Stéphane Lenormand, Abgeordneter von Saint-Pierre-et-Miquelon, äußerte seine Wut über Wauquiez’ Worte und monierte die Missachtung der Menschen und ihrer Geschichte. Auch der Übersee-Minister Manuel Valls bekräftigte: "Saint-Pierre-et-Miquelon ist Frankreich – und kein Gefängnis!" Er bezeichnete die Einforderung von Zwangsexil als kolonialen Reflex und entgegnete, dass diese Zeiten längst vorbei seien.
Der politische Schlamassel für Wauquiez
Selbst Marine Le Pen, die Führerin der extremen Rechten, sprach sich gegen Wauquiez’ Idee aus und meinte, dass deportierte Menschen nicht in Frankreich, sondern in ihren Heimatländern untergebracht werden sollten. Trotz der Aufregung um Wauquiez wird deutlich, dass seine Chancen, Parteichef oder gar Präsident zu werden, möglicherweise nicht gestiegen sind.
Fazit: Ein aufgerütteltes Paris
Auch wenn Wauquiez’ Idee kaum Chancen hat, Realität zu werden, hat sie Saint-Pierre-et-Miquelon ins Zentrum der politischen Debatte in Paris gerückt. Dieses kleine Überseegebiet hat selten eine solch große Aufmerksamkeit erfahren. Die politischen Ambitionen von Wauquiez scheinen jedoch auf der Strecke zu bleiben.