
Ein Durchbruch in der Alzheimer-Forschung: Veränderungen beim Atmen könnten auf ein erhöhtes Risiko hindeuten – „Eine völlig neue Dimension in der Forschung“
2025-03-10
Autor: Alina
Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Veränderung der Hirndurchblutung potenziell als Indikator zur Diagnose von Alzheimer genutzt werden könnte. Könnte dies einen revolutionären Therapieansatz darstellen?
Die Alzheimer-Krankheit ist bekannt für ihren schleichenden Verlauf und die verheerenden Auswirkungen auf das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO leiden weltweit mehr als 55 Millionen Menschen unter Demenz, eine Zahl, die bis 2030 auf 78 Millionen ansteigen könnte.
Trotz intensiver Forschung sind die genauen Ursachen von Alzheimer noch nicht vollständig geklärt. Eine neue Studie der Lancaster University, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Brain Communications, bietet einen innovativen Ansatz zur Diagnose der Krankheit: Veränderungen im neurovaskulären System, das für die Blutversorgung des Gehirns verantwortlich ist, könnten eine entscheidende Rolle spielen.
Das neurovaskuläre System besteht aus Blutgefäßen, Nervenzellen und Astrozyten – Zellen, die das Nervensystem unterstützen. Die Forscher fanden heraus, dass bei Alzheimer-Patienten die Synchronisation zwischen neuronaler Aktivität und Blutfluss gestört ist. Professorin Aneta Stefanovska erklärte, dass Alzheimer durch eine unzureichende Nährstoffversorgung des Gehirns als Folge von Problemen in den Blutgefäßen betrachtet werden kann.
Um die neue Hypothese zu testen, verwendeten die Wissenschaftler eine innovative Messmethode, bei der EEG, funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) und Herzfrequenzmessungen kombiniert wurden, um die „neurovaskuläre Phase-Kohärenz“ zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Alzheimer-Patienten im Durchschnitt eine höhere Atemfrequenz von 17 Atemzügen pro Minute im Vergleich zu 13 Atemzügen bei der Kontrollgruppe aufweisen. Dies könnte auf eine gestörte Sauerstoffversorgung des Gehirns hinweisen, da eine mangelnde Kopplung zwischen Blutfluss und Gehirnaktivität beobachtet wurde.
Professorin Stefanovska bezeichnete diese Entdeckung als revolutionär, da sie eine neue Perspektive auf die Alzheimer-Krankheit eröffnen könnte. Die Erkenntnisse könnten nicht nur zu einer besseren Diagnose führen, sondern auch die Basis für neue Therapieansätze bilden. Bisher lag der Fokus umfassender Alzheimer-Therapien häufig auf der Bekämpfung von Proteinablagerungen im Gehirn, wie Beta-Amyloid und Tau-Proteinen, die jedoch bisher nicht den erhofften Erfolg gebracht haben.
Dr. Bernard Meglič vom University Medical Centre Ljubljana, welcher als klinischer Koordinator an der Studie beteiligt ist, fügte hinzu, dass eine gestörte Hirndurchblutung dafür verantwortlich sein könnte, dass schädliche Eiweiße im Gehirn effizienter abgebaut werden. Dies könnte eine Kettenreaktion auslösen, die den Krankheitsverlauf beschleunigt.
Ein großer Vorteil der neu entwickelten Methode ist ihre Einfachheit und Kosteneffizienz. Die Forscher zeigen, dass Alzheimer schnell, nicht-invasiv und kostengünstig diagnostiziert werden kann. Die Bedeutung der Atemmuster könnte in der zukünftigen Alzheimer-Diagnostik entscheidend sein.
Das Team plant, die Technologie für den klinischen Einsatz weiterzuentwickeln und diskutiert die Gründung eines Start-ups, um die Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen. Ergänzend könnten neue Bluttests, die derzeit in der medizinischen Alzheimer-Forschung entwickelt werden, ebenfalls eine Rolle spielen, auch wenn sie potenzielle Nebenwirkungen haben können.