Gesundheit

EBV und MS: Eine tiefgehende Analyse der Zusammenhänge

2024-09-23

Über 95 % der Bevölkerung haben Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus (EBV). Dies wirft die Frage auf: Wenn EBV der alleinige Auslöser für Multiple Sklerose (MS) wäre, müssten nahezu alle Menschen an MS erkranken. Dennoch ist das nicht der Fall – zum Glück.

Das Risiko, an MS zu erkranken, variiert stark je nach geografischem Standort. Grob gesagt, ist das Risiko in Äquatornähe geringer als weiter entfernt vom Äquator, wo es bei etwa eins bis drei Promille liegt. In Baden-Württemberg, einem deutschen Bundesland, sind laut den aktuellen Statistiken vom September 2024 etwa 3,2 Promille der Bevölkerung von MS betroffen – das entspricht 3,2 Personen von 1.000.

Es scheint also einfach, den Einfluss von EBV auf MS zu negieren, aber die Realität ist komplexer. Während nicht alle, die jemals mit EBV infiziert wurden, an MS erkranken, gibt es fast niemanden, der an MS leidet und sich nie mit EBV angesteckt hat.

Der Zusammenhang zwischen EBV und MS

EBV gehört zur Familie der Herpesviren und bleibt nach der Erstinfektion latent in unserem Körper. Viele Menschen werden im Kindesalter infiziert, oft ohne merkliche Symptome. Eine Ausnahme bildet die juvenile Mononukleose, auch als Pfeiffersches Drüsenfieber oder "Kussfieber" bekannt, die bei Jugendlichen zu schweren Verläufen führen kann.

Eine detaillierte Beobachtungsstudie mit Teilnehmern der US-Armee hat ergeben, dass eine durchgemachte EBV-Infektion das Risiko für die spätere Entwicklung von MS um das 32-fache erhöht. Dennoch ist EBV nicht der einzige Faktor. Genetische Prädispositionen und Umweltfaktoren, wie UV-Strahlung und Vitamin D-Spiegel, spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von MS.

Forschung an Impfstoffen gegen EBV

Eine vielversprechende Entwicklung könnte die Impfung gegen EBV darstellen. Wissenschaftler arbeiten aktiv daran, wobei die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs gegen EBV herausfordernd ist. Es wird angenommen, dass diese Impfung besonders für Kinder von Bedeutung sein könnte, da eine Infektion häufig früh im Leben auftritt. Zudem steht EBV in Verbindung mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen und bestimmten Krebsarten, was die Dringlichkeit der Impfstoffentwicklung unterstreicht.

Doch selbst wenn ein Impfstoff entwickelt wird, könnte dies bestehende MS-Erkrankungen nicht rückgängig machen, sondern nur zukünftigen Generationen helfen. Die Forschung geht weiter, und Experten hoffen, dass künftige Impfungen nicht nur das Risiko für MS verringern, sondern auch das Verständnis dieser komplexen Erkrankung vertiefen können.