
Durchbruch im Kampf gegen Alzheimer: Gefährlicher 'Todeskomplex' entschlüsselt
2025-08-29
Autor: Louis
Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit und drastische Veränderungen des Verhaltens – die alarmierenden Symptome von Alzheimer stellen nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Angehörige vor enorme Herausforderungen. Diese tückische Krankheit gilt als die häufigste Ursache von Demenz und bleibt bis heute eine große medizinische Herausforderung.
2023 lebten allein in Deutschland schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen ab 40 Jahren mit Demenz. Besonders besorgniserregend ist die Prognose für die Altersgruppe über 65: Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft könnte sich deren Zahl bis 2050 auf bis zu 2,7 Millionen weiter erhöhen.
Neuer Hoffnungsschimmer: Forschern gelingt Durchbruch
Ein Team der Universität Heidelberg, in Zusammenarbeit mit der Shandong-Universität in China, hat möglicherweise einen bahnbrechenden Ansatz zur Behandlung von Alzheimer gefunden. In ihren Studien an Mäusen stießen die Wissenschaftler auf einen gefährlichen Protein-Komplex, den sie als 'Todeskomplex' bezeichneten – und dieser könnte der Schlüssel zum Verständnis des Zellsterbens im Gehirn sein.
Veröffentlicht wurden ihre Erkenntnisse in der renommierten Fachzeitschrift "Molecular Psychiatry". Das Projekt erhielt Förderung durch mehrere prestigeträchtige Institutionen, darunter die Deutsche Forschungsgemeinschaft und den Europäischen Forschungsrat.
Der tödliche Mechanismus erklärt den Gedächtnisverlust
Die Forscher fanden heraus, dass ein normalerweise nützlicher Schalter im Gehirn – der sogenannte NMDA-Rezeptor, der für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen wichtig ist – in bestimmten Situationen eine toxische Verbindung mit dem Ionenkanal TRPM4 eingeht. Diese unheilvolle Verbindung führt zur Bildung des 'Todeskomplexes', der entscheidend zum Absterben der Nervenzellen beiträgt.
Normalerweise wird der NMDA-Rezeptor durch Glutamat aktiviert, was für das Überleben der Nervenzellen und für kognitive Fähigkeiten unerlässlich ist. Doch die Verbindung mit TRPM4 verleiht diesen Rezeptoren giftige Eigenschaften.
Die revolutionäre Therapie: FP802 zeigt Erfolge
Das Forschungsteam hat nicht nur den Einfluss des 'Todeskomplexes' auf den kognitiven Verfall nachweisen können, sondern auch einen neuartigen Wirkstoff entwickelt: den 'TwinF Interface Inhibitor' FP802. In ihren Tests an Mäusen gelang es den Wissenschaftlern, den schädlichen Komplex mithilfe dieses Moleküls erfolgreich zu beseitigen.
Die Ergebnisse sind beeindruckend: Die mit FP802 behandelten Mäuse behielten ihre Lern- und Gedächtnisfähigkeiten wesentlich länger, während ihre Nervenzellen intakt blieben und die typischen Beta-Amyloid-Ablagerungen langsamer auftraten.
Ein Hoffnungsschimmer in der Neurodegeneration
Die Hoffnung ist groß: FP802 könnte nicht nur bei Alzheimer hilfreich sein, sondern auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie der amyotrophen Lateralsklerose (ALS). Trotzdem gibt es vor einer möglichen Anwendung am Menschen noch viele Hürden zu überwinden.
Hilmar Bading, Leiter des Instituts für Neurobiologie in Heidelberg, erklärt: "Die bisherigen Ergebnisse sind im präklinischen Kontext vielversprechend; dennoch sind umfangreiche pharmakologische Entwicklungen, toxikologische Untersuchungen und klinische Studien vonnöten." Die Forschung wird in Zusammenarbeit mit der Heidelberger Pharmafirma FundaMental Pharma GmbH fortgesetzt.