
Die Hirsche im Wald von Versoix GE: Ein Überfluss an Wildtieren und die öffentliche Debatte
2025-03-17
Autor: Lara
Bereits zu Beginn des Februars zeigt das Rapsfeld bei Versoix im Kanton Genf eine saftige grüne Pracht, dank der Zäune, die es vor den hungrigen Hirschen schützen.
Yves Bourguignon, der Chefwildhüter des Kantons Genf, steht am Zaun und weist auf den matschigen Boden eines benachbarten Feldes hin: "Hier sind zahlreiche Hirschspuren. Die Tiere kommen fast jeden Abend, um zu fressen."
Die zahllosen Hufabdrücke führen nicht nur zu zertrampelten Pflanzen, sondern auch zu großen Diskussionen über den Umgang mit der Hirschpopulation. Bourguignon merkt an: "Ohne Zäune wäre eine Rapsernte unmöglich. Die etwa 150 Hirsche, die im Bois de Versoix leben, würden die Felder zerstören. Die jährlichen Kosten für die Zäune belaufen sich auf 150.000 Franken."
In anderen Regionen würden Jäger in ähnlichen Situationen Hirsche zur Jagd freigeben, doch Genf hat ein einzigartiges Jagdverbot in seiner Verfassung verankert. Abschüsse von Wildhütern sind nur möglich, wenn eine Tierart erhebliche wirtschaftliche Schäden anrichtet. In diesem Winter haben die Wildhüter die Genehmigung für den Abschuss einiger Hirsche erhalten, doch eine Tierschutzorganisation hat rechtliche Schritte eingeleitet, um dies zu unterbinden.
„Wir fordern Hormone anstelle von Kugeln“, erklärt Luc Fournier, Präsident der Tierschutzorganisation Animal Équité. Sie setzen sich für eine Alternative ein, die die Regulierung der Hirschpopulation mit Hormonspritzen statt mit tödlicher Jagd ermöglicht. Laut Fournier haben ausländische Erfahrungen gezeigt, dass diese Methode teurer, aber effektiv ist.
Die rechtlichen Auseinandersetzungen gingen bis vor das Bundesgericht, das bestätigte, dass in diesem Jahr einige Hirsche geschossen werden dürfen, entschied jedoch auch, dass ein Genfer Gericht sich mit der grundsätzlichen Fragestellung befassen muss, ob Wildhüter die Empfängnisverhütung bei Hirschen testen müssen.
Chefwildhüter Bourguignon hat sich eingehend mit dieser vorgeschlagenen Methode beschäftigt. Trotz der Überprüfung wissenschaftlicher Studien und des Kontakts zu Wildhütern im Ausland kommt er zu dem Schluss, dass die Methode in Versoix nicht umsetzbar sei. "Es gibt keine Technik, die es uns erlaubt, genügend Hirschkühe zu fangen, um sie zu behandeln," erklärt er.
Die Frage der ethischen Vertretbarkeit bleibt ebenfalls im Raum: "Sind wir bereit, die gesamte Hirschpopulation immer wieder in Bewegung zu setzen, nur um die Tötung einiger Tiere zu vermeiden?" Dies verdeutlicht, dass sowohl Wildhüter als auch Tierschützer vor einer moralischen Dilemma stehen. Das Gericht wird in naher Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, um die Zukunft der Hirsche in Versoix zu gestalten.