Einführung

In Deutschland haben sich mehrjährige Blühstreifen an Feldern als wahre Schatzkammern der Biodiversität entpuppt. Diese schmalen, oft bunt blühenden Pflanzenstreifen am Rand von Äckern fördern nicht nur eine Vielzahl von Insekten und kleineren Säugetieren, sondern sie revolutionieren auch das Leben im Boden: Es leben dort dreimal so viele Regenwürmer im Vergleich zu angrenzenden Ackerflächen.

Was sind Blühstreifen?

Doch was sind Blühstreifen genau? Sie machen mittlerweile etwa ein Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland aus und sind meist mit einer Mischung aus einheimischen blühenden Pflanzenarten bepflanzt. Dadurch bieten sie Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Organismen und tragen gleichzeitig zur Verbesserung der Böden bei.

Regenwürmer als "Ökosystem-Ingenieure"

Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Lukas Beule vom Julius Kühn-Institut hat die Rolle von Regenwürmern in dieser biodiverse Umgebung genauer unter die Lupe genommen. Regenwürmer sind bekannt für ihre lebenswichtigen Funktionen in einem gesunden Ökosystem – sie belüften, durchmischen und befruchten den Boden, wodurch sie nicht nur die Struktur verbessern, sondern auch die Nährstoffe verteilen, die für Pflanzen und andere Organismen erforderlich sind.

Um die Anzahl der Regenwürmer in Blühstreifen im Vergleich zu klassischen Ackerflächen zu erfassen, setzten die Forscher ein innovatives Verfahren ein: sie verwendeten Senföl, um die Würmer an die Oberfläche zu treiben. Dies geschieht, weil das Öl die Haut der Regenwürmer reizt. Anschließend konnten die Forscher die Würmer sammeln, wiegen und genau bestimmen. Insgesamt wurden 7.526 Regenwürmer aus 46 Flächen in sechs Bundesländern untersucht.

Die Ergebnisse sind verblüffend: unter den mehrjährigen Blühstreifen fanden die Forscher mehr als dreimal so viele Regenwürmer als auf den angrenzenden Ackerflächen. Darüber hinaus zeigen die Blühstreifen eine größere Vielfalt an Regenwurmarten.

Wichtigkeit der Blühstreifen

Ein wichtiger Faktor ist, dass Blühstreifen über mehrere Jahre nicht umgegraben werden, was ihnen ermöglicht, zu einem reichhaltigen Lebensraum für die Regenwürmer zu werden. Ihre Nahrungsquelle ist dadurch erhöht, was zu einer besseren Vermehrung führt.

Führende Experten wie der Ökologe Malte Jochum von der Universität Würzburg betrachten diese Erkenntnisse als bahnbrechend. „Die Biodiversität im Boden wird oft übersehen, während wir viel über die oberirdische Vielfalt wissen“, erklärt Jochum. Es ist auch erwähnenswert, dass die Entdeckung einer neuen Regenwurm-Art, Helodrilus bavaricus, die erst im Januar in Bayern dokumentiert wurde, verdeutlicht, dass das Leben im Boden noch viele Überraschungen birgt.

Fazit

Die Forschung zeigt, dass die Bedeutung von Blühstreifen weit über die oberirdische Biodiversität hinausgeht. Sie sind von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit der Bodenökosysteme und tragen zu einer nachhaltigen Landwirtschaft bei. Die Frage bleibt: Wie können Landwirte und Verbraucher zusammenarbeiten, um solche wertvollen Lebensräume zu fördern?