Gesundheit

"Die Anonymität der Klienten zu wahren, wurde immer schwieriger": AIDS-Hilfe Fulda hat neuen Standort

2024-09-22

Fulda - Der Umzug der AIDS-Hilfe Fulda war längst überfällig. Mit einer Geschichte die bis ins Jahr 1988 zurückreicht, als Hans-Jürgen Wolf die Organisation ins Leben rief, liegt der Fokus heute auf der Unterstützung von Drogenabhängigen und der Förderung der Akzeptanz in der Gesellschaft. Nach 35 Jahren am bisherigen Standort in der Friedrichstraße ist die AIDS-Hilfe Fulda nun seit dem 1. September 2023 in der Heinrichstraße 56 zu finden.

Geschäftsführerin Susanne Maul erklärt: "Der Umzug war notwendig, da wir mittlerweile mehr Personal haben und es einfach zu eng wurde. Zudem hat sich die Umgebung stark verändert; mit den neuen Gastronomiebetrieben bildeten sich häufig lange Schlangen vor unserem Eingang, was die Anonymität unserer Klienten gefährdete. Außerdem gab es Beschwerden über unser Schild - einige Nachbarn fanden, dass es einen negativen Eindruck hinterlässt."

Der Umzug zog sich über mehrere Wochen, da die Mitarbeiter der AIDS-Hilfe zahlreiche Erinnerungsstücke und Dokumente aus 35 Jahren umsortieren mussten. Sozialarbeiterin Milena Günther berichtet: "Wir haben viel Platz gewonnen und sind jetzt auf dem besten Weg, unsere Tagesgeschäfte vollständig wieder aufzunehmen."

Die AIDS-Hilfe bietet ein breites Spektrum an Unterstützungsleistungen. Dazu gehören nicht nur HIV-Tests, sondern auch Beratungen zu sexuell übertragbaren Krankheiten, psychosoziale Unterstützung für Menschen mit Einsamkeits- oder Stigmatisierungsproblemen und Hilfen für Drogengebrauchende.

Der Bedarf an Unterstützung ist hoch; 2023 verzeichnete Deutschland die höchste Zahl von Drogentoten seit einem Jahrzehnt. Maul sagt: "Es erreichen uns auch Anfragen von Menschen, die unsicher sind, wie sie mit ihrer Frau umgehen sollen, nachdem sie eine Bordell besucht haben. Diese Gespräche sind für uns wichtig und wir nehmen sie ernst."

Die AIDS-Hilfe Fulda ist nicht nur eine Anlaufstelle für HIV-Positive, sondern setzt sich auch aktiv für die Verbesserung der Akzeptanz von Suchtkranken ein. "Wir planen die Einrichtung von sogenannten ‚Druckräumen‘, wo Drogenkonsumenten sicher konsumieren können, um sie aus der Unsichtbarkeit zu holen", erklärt Maul.

Außerdem wird darüber diskutiert, Spritzenautomaten in der Stadt aufzustellen, um hygienische Bedingungen für Drogengebrauchende zu schaffen.

Zusätzlich plant die AIDS-Hilfe die Durchführung von Veranstaltungen wie das "Fest der Vielfalt" am 19. Oktober, in Zusammenarbeit mit der Hochschule und dem Kulturzentrum Kreuz. Maul und Günther wünschen sich eine intensivere Zusammenarbeit mit Schulen, um Workshops über die Vermeidung von sexuell übertragbaren Krankheiten und Antidiskriminierung anzubieten.

Die AIDS-Hilfe Fulda setzt sich für eine wertschätzende und respektvolle Gesellschaft ein und freut sich über jede Anfrage von Bildungseinrichtungen oder Interessierten, die mehr über ihre Angebote erfahren möchten.