
Der Ursprung des ESC: Warum der Weg über das Jungfraujoch führte
2025-05-04
Autor: Gabriel
Ein denkwürdiger Auftritt
Im Jahr 1956 betrat Lys Assia auf der mit Blumen geschmückten Bühne des Teatro Kursaal in Lugano die große Leinwand der Musikgeschichte. Vor einem schick gekleideten Publikum sang sie ihr Lied "Refrain" und eroberte damit die Herzen der Zuhörer. Der erste Eurovision Song Contest, damals noch unter dem Namen "Concours Eurovision de la Chanson Européenne" bekannt, brachte sieben Länder zusammen, um um den Titel zu kämpfen.
Die Anfänge der europäischen Zusammenarbeit
Aber warum entstand ein solcher Wettbewerb gerade elf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg? Die Grundlagen wurden bereits in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gelegt, als das Radio als neues Medium aufkam. Radiowellen machten vor Grenzen nicht halt, was zu einer Zusammenarbeit der europäischen Länder und der Gründung der Internationalen Rundfunkunion führte.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Idee von europäischen Radiosendungen weiterverfolgt, und mit der Gründung der European Broadcasting Union (EBU) 1950 wurde ein neuer Versuch gestartet. Historiker Andreas Fickers von der Universität Luxemburg nennt dies die "Geburtsstunde des europäischen Fernsehens".
Die erste Eurovisionsübertragung
Ein Meilenstein war 1953 die Live-Übertragung der Krönung von Queen Elizabeth II., die als Testcase für zukünftige transnationale Übertragungen diente und erfolgreich war. Ein Jahr später wurde das Konzept "Eurovision" eingeführt und regelmäßig in Westeuropa ausgestrahlt. Das bekannteste Event zu dieser Zeit war das "Wunder von Bern", das den Sieg Deutschlands bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 feierte.
Die Erfinder des Wettbewerbs
Die Idee des ersten Eurovision Song Contests wird häufig Marcel Bezençon, dem damaligen Direktor der SRG und der EBU, zugeschrieben. Doch es war nicht nur seine Idee; die Grundlage für solche Wettbewerbe war schon lange etabliert. Bezençon spielte jedoch eine zentrale Rolle bei der Etablierung des Fernsehens in der Schweiz.
Technische Meisterleistungen über den Alpen
Um das Signal von Lugano über die Alpen zu übertragen, wurde ein Richtstrahlnetz aufgebaut, das ursprünglich für die Telefonie gedacht war. Ingenieure mussten sich auf das Jungfraujoch begeben, um optimale Übertragungsbedingungen zu finden. Ihre Arbeiten ermöglichten es, das Signal weit über die Grenzen der Schweiz hinaus zu senden. So wurde der erste ESC live in großen Teilen Westeuropas übertragen.
Die verlorenen Bilder
Leider sind die originalen Fernsehbilder von Lys Assias Auftritt nicht erhalten geblieben, da die Aufzeichnung von Fernsehsendungen damals kostspielig war. Doch die Audiospur existiert dank der Radioübertragung. Die wenigen verfügbaren Videos stammen wahrscheinlich von einem Zuschauer, was die genaue Vorstellung vom ersten Eurovision Song Contest zu einem Geheimnis macht.