
Der spektakuläre Fall der Credit Suisse: Ehemalige Mitarbeiter blicken zurück
2025-03-13
Autor: Lara
Das ehemalige Hauptgebäude der Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz trägt nun stolz das Logo der UBS. Weltweit sind rund 109.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der neuen Großbank beschäftigt – und das sind geschätzte 10.000 weniger als zur Zeit der Übernahme der Credit Suisse im Jahr 2023. Der Zusammenbruch dieser einst angesehenen Bank lässt noch immer viele in der Finanzwelt erschüttert zurück. Der Prozess der Aufarbeitung und die Frage, wie solche Ereignisse in Zukunft verhindert werden können, sind in vollem Gange.
Im Gegensatz zur UBS überstand die Credit Suisse die Finanzkrise von 2008 ohne staatliche Hilfe. Doch die folgenden Jahre waren geprägt von sinkenden Erträgen und großen Herausforderungen, vor allem durch ihre überdimensionierte Investmentbank. Kabbalistische Führungswechsel schafften es nicht, dem Unternehmen Stabilität zu verleihen, und Skandale häuften sich, was zu schmerzhaften Verlusten führte.
Ein schicksalhafter Tweet löst Bank-Run aus
Anfang Oktober 2022 legte ein einflussreicher Tweet des australischen Journalisten David Taylor die Bank in eine existenzielle Krise. Der Tweet, der vor dem möglichen Untergang einer bedeutenden internationalen Bank warnte, ging viral und führte dazu, dass Kundinnen und Kunden in einem beispiellosen Umfang ihr Geld von der Credit Suisse abzogen. Dieser Bank-Run markierte den Beginn des Endes, welches am 19. März 2023 in der Übernahme durch UBS kulminierte.
Die letzten Monate dieser Bank waren extrem turbulent, sowohl für das Personal als auch für Ehemalige, Aufsichtsbehörden und Politiker.
Josef Ackermann – der ehemalige CEO
Josef Ackermann, ein prominenter Bankmanager, der fast 20 Jahre bei der Credit Suisse arbeitete, äußerte sich besorgt über den Wertverlust der Bank: „Eine Institution, die einst über 30 Milliarden wert war, wurde für gerade einmal drei Milliarden verscherbelt.“ An diesem denkwürdigen Tag befand er sich in Finnland. Die Nachrichten über die Übernahme waren ein Schock für ihn und die gesamte Finanzwelt: „Das ist nicht nur ein Verlust für die Credit Suisse. Es ist auch ein starkes Signal am Schweizer Finanzplatz.“
Der Druck auf die Führung, nach dem Tweet zu handeln, war enorm. Ackermann kritisierte das lange Schweigen des Managements und stellte fest: „In Zeiten wie diesen muss man Kommunikation priorisieren, um das Vertrauen der Kunden und Investoren aufrechtzuerhalten.“
Die Credit Suisse scheiterte an ihrer eigenen Größe und dem Versuch, an die weltgrößten Banken heranzukommen – ein Weg, auf dem sie riskante Entscheidungen traf, die sich letztendlich als unhaltbar herausstellten.
Andreas Gerber – der ehemalige Mitarbeiter
Andreas Gerber, der das Firmenkundengeschäft in der Schweiz leitete und 1989 in die Credit Suisse eintrat, erinnerte sich an den 19. März 2023 mit einer Mischung aus Erleichterung und Trauer: „Es war emotional, da das Unternehmen, für das ich mein ganzes Leben gearbeitet habe, verloren ging. Der Zusammenbruch fühlte sich an wie eine Beerdigung.“
Die Reaktionen der Mitarbeiter waren von Entsetzen geprägt; viele waren stolz darauf, für eine so renommierte Institution zu arbeiten. Doch die Realität des Bankruns habe ihre Hoffnungen auf eine erfolgreiche Zukunft zerschlagen.
Marlene Amstad – die Aufseherin
Als Vorsitzende der Finanzmarktaufsicht Finma beobachtete Marlene Amstad die Situation genau und stellte fest, dass die Behörde bereits Monate vor dem Zusammenbruch an einem Plan arbeitete. Es stellte sich heraus, dass das Risiko weitaus höher war, als öffentlich wahrgenommen wurde, und die Vorbereitungen für eine mögliche Sanierung im Geheimen stattfanden, um die Integrität der Bank zu wahren.
„Keine Regierung oder Aufsichtsbehörde wollte den Schock eines bevorstehenden Zusammenbruchs auslösen. Wir planten, aber es war ein Balanceakt“, erklärte Amstad. Die Finma war in der außergewöhnlichen Position, mit anderen globalen Finanzaufsichtsbehörden zusammenzuarbeiten, um eine Konsolidierung der Bank sicherzustellen.
Isabelle Chassot – die verantwortliche Politikerin
Isabelle Chassot, die die Parlamentarische Untersuchungskommission zur Untersuchung des Niedergangs der Credit Suisse leitete, verlieh der Verantwortung der Bank und ihrer Führung ein eindeutiges Urteil: „Die Credit Suisse hat für ihren Untergang selbst zu verantworten. Die übermäßigen Boni, während gleichzeitig massive Verluste eingefahren wurden, zeigen die tiefen strukturellen Probleme der Bank.“
Der Zusammenbruch der Credit Suisse hat nicht nur die Bank selbst getroffen, sondern auch einen tiefen Riss im Vertrauen in das gesamte Schweizer Bankensystem hinterlassen. Chassot forderte eine gründliche Analyse der Geschehnisse, um sicherzustellen, dass sich solch eine Krise nie wiederholt. Der Fall der Credit Suisse ist ein lehrreicher Moment für die gesamte Finanzwelt und wirft Fragen über zukünftige Bankenregulierungen auf, die möglicherweise grundlegende Änderungen erfordern könnten.