Nation

Der gescheiterte Versuch – Was ist mit dem Nebelspalter passiert?

2025-03-30

Autor: Gabriel

Am vergangenen Samstag entdeckte ich in der ‚Neuen Zürcher Zeitung‘ ein überraschend dickes Magazin zwischen Möbel- und Teppichanzeigen. Neugierig drehte ich es um und erkannte sofort die Identität des Hefts: Der ‚Nebelspalter‘, einst ein scharfer Widersacher Adolf Hitlers und Josef Stalins, hat eine lange Tradition in der Schweiz.

Doch was ist aus diesem Urgestein geworden, das ich seit über 50 Jahren in Zahnarztpraxen und anderen Wartezimmern gratis lese?

Markus Somm, ein kenntnisreicher Historiker, hat mit seiner Gruppe von Unterstützern und der finanziellen Hilfe von 70 Unternehmern, die zusammen 7 Millionen Franken investierten, den ‚Nebelspalter‘ seit 2021 übernommen, um ihm politisches Gewicht zurückzugeben.

Bilanz: Der Versuch scheint gescheitert.

Das Magazin enthält zwar eine Vielzahl von klugen Überlegungen, doch wie der Satiriker Dominic Deville im Jubiläumsheft feststellt, fehlt es an Relevanz und Humor. Rund drei Dutzend Schweizer, die in der Festausgabe erscheinen, scheinen den Kontakt zur Realität verloren zu haben.

Die Renaissance des ‚Nebelspalter‘ ist nicht gelungen, nicht zuletzt weil Markus Somm, ein sympathischer Mensch, in seinem gleichnamigen Online-Magazin mit weniger Aufwand weitaus bessere Inhalte bietet.

Die zentrale Frage bleibt unverändert seit 150, 100 oder sogar 50 Jahren: Was verbirgt der Nebel heute wirklich?

Wenn ich daran denke, dass eine überambitionierte Bundesrätin plant, die letzte Großbank der Schweiz in einen Fußableger zu verwandeln.

Wenn ich höre, dass die klassische Schweizer Familie mit zwei Kindern als Steuerzahler geopfert werden soll, um ledigen Doppelverdienern zu dienen.

Die neue Diskussion über Kernkraftwerke, die von der Regierung positiv bewertet werden, verstört ebenso – während Städte und Kantone vehement dagegen opponieren.

Der kürzlich verabschiedete Plan des rot-grünen Zürcher Stadtrats für ein Werbeverbot lässt Zürich bald in einem Licht erscheinen, das stark an Ostberlin erinnert.

Ich frage mich, was hier wirklich vor sich geht, wenn in Wirtschaft und Politik Loyalität über Leistung geschätzt wird, und die Misserfolge rationell erklärbar werden.

Die Erneuerung des alten Staates in der Schweiz scheint notwendig, denn das bestehende System ist nicht mehr tragbar. Es ist unverständlich, dass jemand keine Chancen auf den Stand der Volksvertretung hat, nur weil er 40 Kilometer entfernt wohnt.

Die zunehmend unerfolgreiche Rolle der Economiesuisse und anderer Verbände erklärt sich auch durch den Vertrauensverlust in deren Führungsfiguren.

Und es bleibt nicht unbemerkt, dass Polizisten in Zürich Einrichtungen zur Kinderbetreuung aufsuchen, die ganz andere Regeln als die Staatsbetreuung haben.

Die Arbeit hat für viele den Stempel des Feindlichen; junge Karrieristen scheinen das Chillen dem Engagement vorzuziehen.

Diese Beobachtungen verdeutlichen, wie dringend wir einen echten ‚Nebelspalter‘ brauchen. Aber dieser scheint nicht zu liefern. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, aber es ist Zeit für eine grundlegende Wende!