Unterhaltung

Der Geheimnisvolle Giftpilz: Ein Familiendrama voller Rätsel

2025-09-09

Autor: Noah

Familienbande oder Familientramma?

Familiengeschichten in Film und Kunst sind oft von Dunkelheit und Konflikten geprägt. Missbrauch, emotionale Manipulation und Vernachlässigung sind häufige Themen. Besonders wenn es sich um französische Produktionen handelt, weht einem oft eine melancholische Tristesse entgegen.

François Ozon setzt neue Akzente

Doch in dem neuesten Film von François Ozon („Jeune et Jolie“, „Frantz“) zeigt sich eine andere Seite der familiären Beziehung. "Wenn der Herbst naht" ist nicht nur ein Krimi, sondern auch ein tiefgründiges Familiendrama, das die Zuschauer in ständiger Ungewissheit zurücklässt.

Ein idyllisches, aber fragiles Setting

Im Fokus steht die Großmutter Michelle, die ihren Lebensabend in einem ruhigen Dorf am Waldrand verbringt. Sie genießt die Natur und kocht selbstgemachte Suppen aus dem eigenen Garten. Ihre beste Freundin Marie-Claude und ihr geliebter Enkel Lucas sind ihr Lichtblick, als dieser in den Sommerferien mit seiner Mutter, Michelles Tochter Valérie, zu Besuch kommt.

Ein schockierendes Unglück

Doch der erste Tag der Ferien endet in einem Albtraum: Valérie isst versehentlich giftige Pilze, die Michelle aus dem Wald gesammelt hat. Lediglich Valérie probiert die Pilze, während Michelle und Lucas anderen Speisen den Vorzug geben. Ein rascher Notruf rettet Valérie, doch die Rückkehr nach Paris ist von Dunkelheit überschattet, und die Kommunikation zwischen Mutter und Tochter bricht ab.

War es ein Unfall oder mehr?

Mit jedem Moment wird die Frage drängender: War es wirklich ein unglücklicher Zufall? Ozon lässt die Zuschauer über vergessene Erinnerungen und eine mögliche versteckte Absicht spekulieren. Die Hintergründe des Geschehens bleiben vage, Geheimnisse blitzen auf, aber Lösungen werden nicht bereitgestellt.

Eine beklemmende Atmosphäre

Ozon beschäftigt sich mit der Zerrissenheit von Familien und der Frage, wie gut wir unsere Erinnerungen verstehen. Ständig bauen sich Spannungen auf, die nie ganz gelöst werden. Diese Schwebe zwischen dem Bekannten und Unbekannten trägt zur Bedrohlichkeit der Atmosphäre bei, wobei Ozon meisterhaft Stimmungen und Farben nutzt.

Biblische Anklänge und gesellschaftliche Themen

Der Film bezieht auch biblische Elemente ein. Schon die Eröffnungsszene zeigt Michelle in einer Kirche, die der Geschichte von Maria Magdalena lauscht. Später erfahren wir von ihrer eigenen Vergangenheit als Prostituierte. Diese Verknüpfung stellt das Thema Prostitution ins Zentrum und beleuchtet deren Einfluss auf familiäre Beziehungen.

Ein Fluch über Generationen

Für Valérie ist die Prostitution der Grund für das Zerwürfnis mit ihrer Mutter und ein stetiger Fluch, der die Familie über Generationen hinweg verfolgt. Die Schatten der Vergangenheit lassen sich nicht so leicht abstreifen und tauchen in neuen, schmerzhaften Formen wieder auf.

Eine ambivalente Liebe trotz allem

Trotz aller Zweifel und Konflikte bleibt die Verbindung zwischen den Menschen stark und liebevoll. Am Ende zeigt sich, dass Familie sowohl eine Quelle des Schmerzes als auch des Trostes sein kann – so vielschichtig wie das Leben selbst.