Wissenschaft

Das Rätsel um die „Hand Gottes“: Spacige Entdeckungen sorgen für Verwirrung in der Astrophysik

2025-09-01

Autor: Alina

Ein beeindruckender Anblick, der Fragen aufwirft

Was auf den ersten Blick wie ein atemberaubendes neues Bild der als „Hand Gottes“ bezeichneten Himmelsstruktur aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als kniffliges wissenschaftliches Rätsel. Ein internationales Team von Astronomen hat Daten des Chandra-Röntgenteleskops der NASA mit frischen Beobachtungen eines Radioteleskops in Australien kombiniert, und das Ergebnis könnte die Astrophysik auf den Kopf stellen.

Ein Blick hinter die Kulissen der Pulsare

Die Studie, geleitet von der Astronomin Shumeng Zhang von der Universität Hongkong, ist im angesehenen The Astrophysical Journal veröffentlicht worden. Sie gibt einen noch nie dagewesenen Einblick in den Pulsarwindnebel MSH 15-52 und den zugehörigen Supernova-Überrest RCW 89. Im Zentrum dieser Entdeckungen steht der Pulsar B1509-58 – ein extrem kompaktes und monströses Überbleibsel eines einst massereichen Sterns, der sich mit einer Geschwindigkeit von fast sieben Umdrehungen pro Sekunde dreht.

Unsichtbare Erkenntnisse und heftige Widersprüche

Die neuen, hochauflösenden Radiodaten des Australia Telescope Compact Array (ATCA) enthüllen eine komplizierte Struktur aus feinen Filamenten, die exakt den erwarteten Magnetfeldverläufen folgen. Doch der Vergleich mit den Röntgenbildern des Chandra-Observatoriums fördert eine drastische Überraschung zutage. Stellt euch vor, ihr seht ein Bild und ein Röntgenbild derselben Person – doch entscheidende Körperteile fehlen im Röntgenbild. So ergeht es dem Forschungsteam um Zhang.

Prominente Strukturen, die im Röntgenlicht als glühender Jet und fingerartige Ausläufer sichtbar sind, bleiben in den Radiodaten unsichtbar. Dies legt nahe, dass die Teilchen, welche die Röntgenstrahlung erzeugen, aus einer anderen physikalischen Quelle stammen als die, die für die Radiowellen verantwortlich ist. Eine mögliche Erklärung ist, dass extrem energiereiche Partikel aus einer Stoßwelle in der Nähe des Pulsars „durchsickern“ und sich entlang der Magnetfeldlinien bewegen, ohne dabei die für das ATCA messbare Radiostrahlung zu emittieren.

Das rätselhafte Verhalten des Supernova-Überrests

Auch der Supernova-Überrest RCW 89 stellt eine weitere Herausforderung dar. Während die Röntgenaufnahmen eine scharfe Kante zeigen, die als äußere Explosionswelle der ursprünglichen Sternenexplosion interpretiert wird, bleibt der Radiobereich still. Üblicherweise muss eine derartige Stoßfront in jungen Supernova-Überresten eine leuchtende Radioquelle sein. Die Gründe, warum sie hier nicht vorhanden ist, bleiben ein Rätsel.

Ein Schritt näher zur Lösung?

Diese neuen Erkenntnisse sind kein Rückschlag, sondern der natürliche Verlauf des wissenschaftlichen Prozesses. Sie verdeutlichen, dass die physikalischen Vorgänge in und um Pulsarwindnebel wesentlich komplexer sind, als es einst vermutet wurde. Der Zusammenschluss verschiedener Teleskopdaten liefert kein abschließendes Gesamtbild, sondern wirft vielmehr Licht auf die Lücken in unserem bisherigen Verständnis. Statt einfacher Antworten hat die moderne Technologie hier präzisere und herausforderndere Fragen aufgeworfen.