
Das Rätsel der Bodensee-Steinhügel: Archäologen stehen vor einem Mysterium
2025-03-14
Autor: Louis
In den tiefen Gewässern des Bodensees verbergen sich Geheimnisse, die Wissenschaftler und Archäologen gleichermaßen in ihren Bann ziehen. Ein bemerkenswerter Fund, der in den Händen des Archäologen Urs Leuzinger aus dem Kanton Thurgau liegt, ist ein kleiner Stein, der als «Netzsenker» bezeichnet wird. Dieser faszinierende Stein wurde während sorgfältiger Untersuchungen der Steinhügel im Bodensee entdeckt. Zwischen der Jungsteinzeit und dem Mittelalter verwendeten Fischer solche Steine, um ihre Fischernetze zu beschweren und die Fangquote zu erhöhen. Doch wie lange genau der «Netzsenker» schon in seinem aktuellen Standort verweilt, bleibt ein Rätsel. Diese kleinen Funde sind entscheidende Puzzlestücke, die den Wissenschaftlern helfen könnten, die Geheimnisse der mysteriösen Strukturen auf dem Boden des Bodensees zu entschlüsseln.
Neue Entdeckungen
Am bayerischen Ufer des Bodensees wurde ebenfalls eine Ansammlung von Steinplatten entdeckt, die nicht die einzigen sind. Auch im Zugersee finden sich derartige Steinhügel. "Wir haben keine genaue Zahl, wie viele Hügel wir verloren haben. Einige könnten durch Kiesabbau zerstört worden sein", erklärt der Archäologe Jochen Reinhard vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie im Kanton Zug. Im Gegensatz zu den tiefer gelegenen Hügeln im Bodensee liegen die Steinhügel im Zugersee nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche. In den Jahren 1591 und 1592 wurde das Wasser im Zugersee abgesenkt, um mehr Land in Ufernähe zu gewinnen. Dies führte dazu, dass die Hügel näher an die Wasseroberfläche rückten.
Unerkannte Strukturen
Die neuen Funde zeigen, dass das Phänomen der Steinhügel nicht nur auf den Bodensee begrenzt ist, sondern auch in anderen Schweizer Seen vorkommt. "Lange Zeit haben die Wissenschaftler nicht erkannt, dass die Hügel möglicherweise einen Zweck erfüllen könnten, obwohl sie bereits lange bekannt waren", sagt Reinhard. Der Steinhügel Cham-Eslen in Zug ist bereits seit über hundert Jahren bekannt, erwähnt von dem ingenieurtechnisch versierten Max Büttler in seinen Aufzeichnungen von 1929, der damals glaubte, es handele sich um Reste einer jungsteinzeitlichen Siedlung. In den 1990er-Jahren führten Taucharchäologen aufgrund drohender Erosion umfangreiche Ausgrabungen am Hügel Cham-Eslen durch. Unter den Steinen kam eine über 6000 Jahre alte Fischerhütte zum Vorschein. Zuvor wurde dem Hügel, der die Hütte überdeckte, keine große Bedeutung beigemessen. Der Fund der Hütte legt jedoch nahe, dass das Phänomen der Steinhügel nicht älter als 6000 Jahre sein kann.
Rätsel ungelöst
Heute werden die Steinhügel mit einem neuen Verständnis untersucht. Jochen Reinhard vermutet, dass sie möglicherweise als Laichhabitate für Fische dienten. Der Thurgauer Archäologe Urs Leuzinger äußert jedoch Skepsis. Haben die Menschen tatsächlich 170 Steinhügel mit Handarbeit in Ufernähe errichtet, um ihre Fischereigeschicke zu verbessern? Zwar schließt er diese Möglichkeit nicht aus, aber der endgültige Beweis für deren Zweck steht noch aus. Die Debatte über die Funktionen dieser antiken Strukturen wird mit Spannung weiterverfolgt, da neue Technologien und Forschungsmethoden eine tiefere Einsicht in die Geheimnisse des Bodensees ermöglichen könnten. Während die Archäologen weiterhin nach Antworten suchen, lässt das Mysterium der Steinhügel die Vorstellungskraft der Menschen lebendig, und die Fragen um ihre Bestimmung werden die Neugier auch in den kommenden Jahren anheizen.