Wissenschaft

CO2: Neue Laborplattform eröffnet Einblicke in den Genfersee

2024-11-09

Autor: Sofia

In einem wissenschaftlichen Durchbruch haben Forschende nun die Hauptquelle für den Kohlendioxidausstoß im Genfersee identifiziert. Während die Weltmeere signifikante Mengen des schädlichen Gases aufnehmen, ist der Genfersee ein bemerkenswerter Ausst0ßort. Die Universität Lausanne hat festgestellt, dass die CO2-Emissionen des Sees vergleichbar sind mit den Abgasen der gesamten 150.000-Einwohner-Stadt Lausanne, was die Bedeutung dieser Studie unterstreicht.

Der Genfersee, der mit einer Fläche von 580 Quadratkilometern und einer maximalen Tiefe von 309 Metern der größte See Westeuropas ist, steht im Fokus dieser neuen Forschung. Mithilfe der innovativen schwimmenden Laborplattform L'explore konnten die Wissenschaftler kontinuierliche Messungen durchführen, die zeigen, dass die meisten CO2-Emissionen nicht, wie oft angenommen, aus biologischen Quellen stammen, sondern aus geologischen Prozessen.

Wenn leicht saures Regenwasser auf Kalkstein im Einzugsgebiet des Sees trifft, werden Bicarbonat- und Calciumionen freigesetzt. Diese Ionen bilden im Wasser Calcit, wodurch ein chemischer Prozess in Gang gesetzt wird, der CO2 freisetzt. Dies wird durch die Erwärmung des Wassers im Sommer verstärkt, bei der ein kritischer Punkt überschritten wird, der zur Bildung von Calcit führt.

Die Forschungsleiterin Marie-Elodie Perga erklärte weiter, dass die Photosynthese von Algen im Sommer den pH-Wert des Wassers anhebt, was den Calcitbildungsprozess begünstigt. „Die kleinen Algen sind entscheidend, da sie die ersten Kristalle bilden und somit als Katalysatoren wirken“, fügte sie hinzu. Diese chemischen Reaktionen sind auch für die markante milchige blaugrüne Farbe des Sees während der Sommermonate verantwortlich.

Es ist wichtig zu beachten, dass im Genfersee auch andere Faktoren wie Algenwachstum zur CO2-Absorption beitragen, dies jedoch nicht ausreicht, um die CO2-Emissionen durch die Felserosion auszugleichen. Die Studie hebt hervor, dass der Zufluss organischer Materialien ebenfalls einen Einfluss hat, jedoch eine untergeordnete Rolle spielt.

„Diese Erkenntnisse helfen nicht nur, den Kohlenstoffkreislauf im Genfersee besser zu verstehen, sondern könnten auch auf viele andere große Seen weltweit zutreffen“, erklärte Perga weiter. Angesichts der geologischen Prozesse, die die CO2-Emissionen beeinflussen, könnte diese Thematik auch für die Great Lakes in Nordamerika und die afrikanischen Großen Seen relevant sein.

Die Forscherin wies darauf hin, dass ähnliche Prozesse auch in deutschen Seen auftreten. Der Bodensee und andere Seen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein weisen ebenfalls Calcit-Fällung auf. „Der Bodensee funktioniert ähnlich wie der Genfersee, daher ist es wahrscheinlich, dass dort vergleichbare Mechanismen wirksam sind“, sagte Perga. Solche Entdeckungen sind entscheidend für die Klimaforschung und unser Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Wasserökosystemen und den globalen Kohlenstoffkreisläufen.