Christian Roth gewährt faszinierende Einblicke in die Schlaganfall-Spezialeinheit am Klinikum Kassel
2025-01-04
Autor: Leonardo
Kassel - Seit über 25 Jahren ist die Stroke Unit am Klinikum Kassel ein zentraler Anlaufpunkt für die akute Behandlung von Schlaganfall-Patienten. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens dieser speziellen Station gibt Dr. Christian Roth, Direktor der Klinik für Neurologie, exklusive Einblicke in die von Erfolg gekrönten Abläufe.
Im Schockraum des Klinikums, in dem die ersten Maßnahmen zur Behandlung eines Schlaganfall-Patients unmittelbar nach der Ankunft im Rettungswagen erfolgen, erklärt Roth: „Wenn ein neuer Patient gebracht wird, stehen hier bereits alle bereit.“ Die Schnelligkeit ist entscheidend, um das Risiko von Folgeschäden zu minimieren.
Es gibt zwei Hauptformen von Schlaganfällen: etwa 85 Prozent sind durch Blutgerinnsel bedingt, während 15 Prozent auf eine Hirnblutung hindeuten. Beide Formen führen zu einer schlechten oder gar fehlenden Durchblutung von Hirngewebe. "Die Symptome können von Sehstörungen bis hin zu Halbseitenlähmungen reichen", warnt Roth.
Ein schnelles Handeln ist essenziell. Bei einem Infarkt kann ein Blutgerinnsel oft medikamentös aufgelöst werden, jedoch muss dies innerhalb der ersten viereinhalb Stunden nach Auftreten der Symptome geschehen. Die Stroke Unit am Klinikum Kassel hat im Jahr 2022 etwa 1400 Patienten behandelt, und bis Mitte Dezember 2023 zählte sie bereits 1800 Patienten. Dies ist auf die steigende Anzahl von Schlaganfällen in Deutschland zurückzuführen, insbesondere in einer alternden Bevölkerung.
Ein bedeutender Fortschritt in der Behandlung von Schlaganfällen ist die Methode der Thrombektomie, die seit 2015 zur Verfügung steht. Diese invasive Technik ermöglicht das Entfernen von Blutgerinnseln bis zu 24 Stunden nach dem ersten Symptom. Roth erklärt: „Wir greifen mit einem Katheter direkt ins Gehirn ein, um das Blockade zu lösen.“ Die Stroke Unit in Kassel ist die einzige Klinik in Nordhessen, die diese Eingriffe durchführen kann.
Erschütternde 270.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall, viele bleiben mit bleibenden Schäden zurück. Roth stellt fest, dass viele dieser Fälle vermeidbar wären: „Studien belegen, dass bis zu 80 Prozent der Schlaganfälle durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und medikamentöse Therapie verhindert werden könnten.”
Die Entwicklungen in der Schlaganfallforschung über die letzten 25 Jahre haben die Überlebenschancen und Lebensqualität der Betroffenen dramatisch verbessert. Roth hebt hervor, dass die Behandlung auf spezialisierten Stroke Units zu einer signifikanten Reduktion der Sterblichkeit und Pflegebedürftigkeit führt. Nach der Notfallbehandlung bleiben Patienten oft für einige Tage in der Stroke Unit, um sich zu erholen und um eine umfassende Nachsorge zu gewährleisten. Diese Nachsorge schützt die Patienten vor häufigen Komplikationen wie Thrombosen und Lungenentzündungen.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist der Einsatz von Ultraschall, um potenzielle Engstellen in den Gefäßen zu identifizieren. Roth demonstriert dies anschaulich mit einer Kollegin, wobei sowohl die Analyse als auch die Ergebnisse für Laien verständlich sind.
Die Stroke Unit am Klinikum Kassel hat inzwischen 17 Betten, im Vergleich zu nur drei Betten im Gründungsjahr 1998. Mit diesen Fortschritten hat sich das Konzept der spezialisierten Schlaganfallbehandlung in Deutschland fest etabliert. Roth resümiert: „Die Entwicklung in der Behandlung von Schlaganfällen ist rasant und wir erwarten, dass die Zahl der behandelten Fälle weiterhin steigen wird, insbesondere durch das Alter der Bevölkerung und die Zunahme der Risikofaktoren.“ Dies stellt die Zukunft der neurologischen Versorgung in Deutschland vor neue Herausforderungen.