
Botschafter Simon Geissbühler über die Herausforderungen in Israel: «Ich will Israel verstehen»
2025-04-16
Autor: Lara
Kriegsgefahr und humanitäre Krise: Die Situation in Israel
Die Lage in Israel ist angespannt, denn die Angriffe der israelischen Armee auf die Hamas im Gazastreifen nehmen zu. Ein Vordringen zu einer Waffenruhe scheint momentan unrealistisch.
Botschafter im Interview: Einblicke in die aktuellen Geschehnisse
Im Interview äußert sich Simon Geissbühler, der Schweizer Botschafter in Tel Aviv, über die brisante Situation. Zu der jüngsten Bestätigung eines Angriffs auf ein Krankenhaus im Norden Gazas sagt er: "Es ist niemals akzeptabel, Spitäler zu bombardieren. Sollte sich aber ein Hamas-Kommandoposten dort befinden, hat die israelische Armee das Recht, eine Evakuierung zu fordern." Er warnt jedoch davor, vorschnelle Urteile zu fällen.
Schweiz drängt auf humanitäre Hilfe für Gaza
Seit sechs Wochen gelangt keine humanitäre Hilfe mehr nach Gaza - eine alarmierende Situation. Geissbühler betont, dass für die Schweiz der Zugang humanitärer Hilfe nach Gaza Priorität habe. "Wir versuchen unbedingt, durch alle Kanäle diplomatischen Druck auf Israel auszuüben, um sicherzustellen, dass die Hilfe wieder fließen kann. Es geht hier um das Überleben der Zivilbevölkerung."
Der 7. Oktober: Ein Trauma für Israel
Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober hat alles verändert. Geissbühler erklärt: "Dieser Tag war ein tiefgreifender Einschnitt und hat in der israelischen Gesellschaft ein Trauma hinterlassen. Das Sicherheitsgefühl, das jeder Staat seinen Bürgern bieten sollte, ist an diesem Tag zerbrochen." Die Narben dieses Traumas sind in den täglichen Lebensrealitäten der Menschen spürbar.
Botschafter für die Geiseln: Einfühlungsvermögen ist gefragt
Hinsichtlich der verschleppten israelischen Geiseln trifft sich der Botschafter regelmäßig mit den Angehörigen. "Diese Gespräche sind von enormer Bedeutung. Ich möchte ihre Realität erkennen und ihre Anliegen an die zuständigen Stellen weiterleiten. Die Belastung, seit Monaten Angehörige in Gaza zu vermissen, ist für alle Beteiligten schwer zu tragen."
Schweizer öffentliche Meinung: Von Solidarität zu Skepsis
Der Botschafter beobachtet aufmerksam die Meinungen in der Schweiz, die anfangs stark mit Israel waren, später jedoch kritischer wurden. "Meinungsäußerungsfreiheit ist wichtig, jedoch sollte sie auf fundierten Informationen basieren und nicht auf verzerrten Darstellungen. Ich strebe an, Israel zu verstehen, was nicht bedeutet, dass ich alles gutheißen muss."
Der Umzug nach Israel: Ein Leben im Krisengebiet
Als Botschafter ist Geissbühler im Sommer mit seiner Familie nach Israel gezogen, mitten im Krieg. Wie er betont, hat seine frühere Karriere als Kunst- und Turmspringer ihm geholfen, stressresistent zu bleiben. "Trotz der Raketenalarme haben wir keine Angst. Unser Alltag hier ist von diesem Kampf geprägt und wir passen uns an – am Morgen eines Alarmes sind wir im Schutzraum, eine halbe Stunde später sitzt mein Sohn bereits im Schulbus. So sieht die Realität hier aus."