«Bird» mit Barry Keoghan - Ein Meisterwerk des britischen Punk-Kinos
2025-01-08
Autor: Lara
Kinoerlebnis der Extraklasse: Kaum hat man sich hingesetzt, wird man von einer Welle voller Überraschungen und Emotionen erfasst. Andrea Arnold, die talentierte britische Regisseurin hinter Filmen wie «Fish Tank» und «Wuthering Heights», bringt uns mit «Bird» nicht nur einen Film, sondern ein Erlebnis voller Energie, Herz, Tragik, Komik und Fantasie.
Arnold kehrt an die Orte ihrer Kindheit zurück, zu den bescheidenen Wohnsiedlungen und besetzten Häusern in Dartford und Gravesend in Kent. Sie taucht in die Lebensrealität von Menschen ein, die aus schwierigen Verhältnissen stammen und tagtäglich ums Überleben kämpfen. Die Figuren, authentisch und eindrucksvoll, zeigen uns die Kämpfe der unteren Schichten der britischen Gesellschaft.
Im Mittelpunkt steht Bug, gespielt von Barry Keoghan, der aus Filmen wie «Saltburn» und «The Banshees of Inisherin» bekannt ist. Bug lebt mit seinen zwei Kindern, Bailey und Hunter, in einem besetzten Haus, das von einem einzigartigen Punk-Vibe durchzogen ist. Die Atmosphäre ist geprägt von skurrilen Designs, wie pestizidenartig an die Wände gesprayten Insektenmotiven und Bugs eigenen Tattoos. Dieser Charakter hat grandiose, wenn auch fragwürdige Ideen, um Geld zu verdienen, einschließlich der Anschaffung einer Drogenkröte, deren halluzinogene Eigenschaften in diesen tristen Lebensumständen einen Hauch von Hoffnung versprechen.
Der Soundtrack kombiniert packenden Post-Punk und Indie-Hymnen von Bands wie Fontaines D.C. und Blur, deren Musik nicht nur den Film begleitet, sondern auch seine zentrale Botschaft stärkt: Hoffnung und der Glaube an Veränderungen sind für alle möglich.
«Bird» erzählt die Geschichte vor allem aus der Sicht von Bailey, einem Mädchen, das frühreif und schon sehr erwachsen wirken könnte, aber dennoch von der Leichtigkeit der Kindheit träumt. Sie schwingt zwischen kindlicher Unschuld und dem harten Überlebenswillen, wobei ihre Interaktionen mit dem mysteriösen Bird (Franz Rogowski) ihr helfen, ihren Platz in der Welt zu finden.
Bird, der vielleicht mehr Fantasie als Realität ist, wird zu Baileys Freund und Mentor und bringt eine unerwartete Verbundenheit zwischen den Figuren hervor. Diese Beziehung wird von den verschiedenen psychotropen Erlebnissen und der Erkundung des eigenen Ichs verstärkt, was dem Publikum bietet, mehr über die Herausforderungen des Erwachsenwerdens in einer rauen Realität zu reflektieren.
In einer Saison voller Blockbuster und seichter Unterhaltung sticht «Bird» durch seine Originalität und Tiefe hervor. Es ist ein Film, der sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken anregt und zeigt, dass die Realität sowohl schmerzhaft als auch voller Zauber sein kann. Die Frage bleibt: Wird Bailey die Stärke finden, ihre Träume zu verwirklichen? Ein Film, der es wert ist, gesehen zu werden und möglicherweise ebenso inspirierend ist wie das Leben von Andrea Arnold selbst. Es könnte wirklich, wirklich, wirklich passieren.