Binge Watching: Überraschende Auswirkungen auf unser Gehirn
2024-12-27
Autor: Simon
Stundenlanges Streaming von Serien wird oft als ungesund angesehen, doch eine bahnbrechende Studie aus Jena könnte unser Verständnis darüber revolutionieren. Unter der Leitung des Neurologen Matthias Nürnberger haben Wissenschaftler am Universitätsklinikum Jena erforscht, dass intensives Binge Watching nicht nur negative, sondern auch überraschend positive Effekte auf unser Gehirn haben kann.
In einem Experiment beobachteten die Forscher Teilnehmer, die fünf Tage lang täglich etwa acht Stunden Serien schauten. Die Ergebnisse waren verblüffend: Die Probanden verbesserten nicht nur ihr visuelles Kurzzeitgedächtnis, sondern erlernten auch komplexe Fähigkeiten wie das Zehn-Finger-Tippen erheblich schneller als eine Kontrollgruppe. Am faszinierendsten war, dass diese Lernfortschritte besonders ausgeprägt waren, wenn die Teilnehmer aufregende Serien wie Thriller konsumierten. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Zeitschrift Nature Scientific Reports veröffentlicht.
Trotz dieser beeindruckenden Resultate warnen die Forscher jedoch davor, stundenlanges Fernsehen als unbedenklich zu betrachten. Größere Kohortenstudien haben nämlich gezeigt, dass langanhaltender Fernsehkonsum mit gravierenden negativen Folgen einhergehen kann, darunter ein Rückgang der grauen Substanz im Gehirn und ein erhöhtes Risiko für Demenz. Nürnberger erklärte der „Zeit“, dass es unklar sei, ob diese Effekte direkt durch das Fernsehen oder durch andere Einflussfaktoren hervorgerufen werden.
Zusätzlich zu den potenziellen kognitiven Auswirkungen birgt das stundenlange Sitzen vor dem Fernseher auch erhebliche körperliche Risiken. Laut dem DKV-Report 2023 verbringen die Menschen in Deutschland im Durchschnitt 9,2 Stunden pro Tag im Sitzen – ein alarmierender Anstieg von 1,5 Stunden innerhalb von sieben Jahren. Studien belegen, dass langes Sitzen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und Stoffwechselprobleme erhöht.
Sportwissenschaftlerin Birgit Sperlich warnte in einem Interview: „Wer sich nach einer Episode bewegt oder kurze Spaziergänge einlegt, kann diese Risiken erheblich mindern.“ Zudem zeigt Forschung, dass Binge Watching häufig mit ungesundem Snacken verbunden ist. Insbesondere bei langweiligeren Serien neigen Zuschauer dazu, mehr zu snacken. Die Lösung? Laut Nürnberger können spannende Serien nicht nur das Gedächtnis fördern, sondern auch vom Snacken ablenken.
Experten empfehlen zudem, Serien in kleineren Portionen zu genießen und regelmäßige Bewegungspausen einzuplanen. Eine Studie von First Monday legt nahe, dass die Inhalte besser im Gedächtnis bleiben, wenn sie über mehrere Tage verteilt konsumiert werden. „Optimalerweise kombiniert man das Schauen mit körperlicher Aktivität, etwa einem Winterspaziergang vor dem Serienabend“, so Sperlich.
Abschließend lässt sich sagen, dass Binge Watching sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf unser Gehirn haben kann. Auf die richtige Balance kommt es an – genießen Sie Ihre Lieblingsserien, aber vergessen Sie nicht, auch Ihrer Gesundheit Gutes zu tun!