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Bern: Acht Jahre Stadtpräsident Alec von Graffenried – Ein Rückblick auf Erfolge und Herausforderungen

2024-12-28

Autor: Lukas

Alec von Graffenried, der erste grüne Stadtpräsident von Bern, hat seine achtjährige Amtszeit in einem tumultartigen politischen Klima beendet. Hätte er rechtzeitig seinen Verzicht auf eine dritte Amtszeit signalisiert, wäre ihm möglicherweise viel Kritik und negative Presse erspart geblieben. Seine symbolträchtigen Gesten, wie das Hissen der ukrainischen Flagge auf dem Erlacherhof und das Beleuchten des Zytglogge mit der israelischen Flagge nach den Ereignissen vom 7. Oktober 2023, hätten ihn in besserem Licht erscheinen lassen. Er stellte sich klar gegen Krieg und Gewalt und drückte seine Solidarität mit den Opfern aus.

Während seiner Amtszeit hat von Graffenried die Stadt Bern relativ stabil geführt. Es wäre jedoch unfair, ihm die Ablehnung der Fusion mit Ostermundigen allein anzulasten. Zudem gab es in anderen Städten ähnliche Herausforderungen, bei denen große Wohnbauprojekte viele Jahre auf sich warten ließen.

Er war überzeugt, dass ihm keine ernstzunehmende Konkurrenz drohte, und kündigte im Sommer 2023 an, vier weitere Jahre im Amt zu bleiben. Überrascht war er anschließend, als Marieke Kruit von der SP als seine Nachfolgerin gewählt wurde. Von Graffenried wurde in der letzten Wahlperiode nur knapp wiedergewählt. Seine neue Position in der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie (SUE) beschränkte sich stark auf verwaltende Aufgaben und bot wenig Gestaltungsspielraum.

Die Umstellung der Berner Quartiere auf Fernwärme läuft an, und eine mögliche goldene Auszeichnung für die Energiestadt scheint realistischer denn je. Allerdings blieben viele Bürger mit einem Gefühl der Unzufriedenheit zurück, da sie auf entscheidende Projekte wie die geplante Fusion mit einer großen Nachbargemeinde und eine Velo-Offensive warteten.

Von Graffenried äußerte in einem Kommentar, dass er erhebliches Interesse an Sicherheitsfragen habe, was er durch eine Liste seiner Qualifikationen untermauerte. Es wird jedoch immer deutlicher, dass er oft als missverstanden galt und sich in seiner Öffentlichkeitsarbeit unwohl fühlte.

Ironischerweise hat die Wahrnehmung der Wähler bei den letzten Wahlen nicht nur an seinem persönlichen Charisma gerüttelt, sondern auch an der Loyalität seiner bisherigen politischen Partner. Die vergangene Wahl hat verdeutlicht, wie schnell sich die politische Landschaft verändern kann, und viele Wähler, besonders aus dem rot-grünen Spektrum, haben von Graffenried im Stich gelassen. Marieke Kruit hingegen konnte die Bürger durch ihre akribische Arbeit im Verkehrsressort überzeugen, was ihr den entscheidenden Schäglersieg über von Graffenried einbrachte.

Seine Amtszeit war geprägt von einem ständigen Zwiespalt zwischen seinen Ambitionen und der immer kritischer werdenden Öffentlichkeit. Die Herausforderungen, die von Graffenried zu bewältigen hatte, zeigen sich auch in der schwindenden Unterstützung durch bürgerliche Wähler, die sich von der gewünschten gewerbefreundlichen Politik entfernt fühlten.

In der Nachbetrachtung bleibt festzustellen, dass von Graffenried viel gegen eine mediale Verzerrung seines Bildnisses zu kämpfen hatte. Insbesondere die Ironie, dass er sich selbst als „harmoniebedürftig“ bezeichnete, wurde zu einem Hindernis in seiner politischen Karriere. Während er sich in einem zunehmend polarisierten politischen Klima behaupten musste, könnte er in Zukunft gezwungen sein, sich intensiver mit Problemen wie Krawallen und der Drogen- sowie Alkoholikerszene in Bern auseinanderzusetzen.

Insgesamt wird die Amtszeit von Alec von Graffenried als gemischtes Erbe in die Geschichte der Stadt eingehen, mit einer Vielzahl von Herausforderungen und einem Wechselspiel zwischen persönlichen Ambitionen und der realen politischen Landschaft.