
Belarus: Putins Krieg stärkt die Autokraten – Ein Blick auf die düstere Gegenwart
2025-03-31
Autor: Sofia
Ein Wahllokal in Minsk Ende Januar. «Ich habe Alexander Lukaschenko gewählt», erklärt eine Rentnerin. «Es soll alles so weitergehen wie jetzt. Wir wollen keinen Krieg.» Ein ältere Herr bestätigt: «Hauptsache, es gibt keinen Krieg.»
Lukaschenko hat die Ängste seiner Wähler bewusst geschürt. Kurz vor den Wahlen sagte er: «Das Jahr wird nicht einfach. Unsere Nachbarn sind in einer schwierigen Situation, aber wir werden alles tun, um den Frieden in Belarus zu sichern.» Diese Worten sind emblematisch für die politische Landschaft Belaruss, wo der Pazifismus tief verwurzelt ist.
Historische Narben
Belarus hat im Zweiten Weltkrieg fast ein Drittel seiner Bevölkerung verloren. Die Brutalität der Nazis hinterließ unsägliches Leid; viele Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht, und unzählige Einwohner wurden ermordet. Während der Holocaust dort als einer der blutigsten Schauplätze der Geschichte gilt, sind die Narben dieser Vergangenheit tief in der kollektiven Psyche verankert. Der Politologe Jauheni Preiherman bemerkt: «In Belarus denkt man eher ‚Nie wieder‘, während in Russland oft der Gedanke vorkommt: ‚Das könnten wir wieder tun.'»
Die Ängste umschließen die Belarussen bis in die Gegenwart. So zieht der Autoritärismus von Lukaschenko Parallelen zu dieser traumatischen Geschichte und nutzt sie als Instrument, um seine Herrschaft zu festigen.
Die Kunst der Erinnerung
Im Kunstpalast in Minsk eröffnet eine Fotoausstellung, die belarussische Monumentalskulpturen der letzten 31 Jahre zeigt – seit Lukaschenko an der Macht ist. Besonders auffällig sind die zahlreichen Denkmäler, die überwiegend trauernde Mütter und erschöpfte Zivilisten darstellen, während kriegerische Helden in der Unterzahl sind. Gleb Otschik, Kurator der Ausstellung, erzählt von den Erinnerungen seiner Großmutter, als sie sagte: «Hauptsache, es gibt keinen Krieg.» Diese Aussagen unterstreichen das Verlangen nach Frieden und die Verpflichtung zur Erinnerung – eine Botschaft, die unter dem Regime verstärkt propagiert wird.
„Alles, was Sie in dieser Ausstellung sehen, ist ohne unser Staatsoberhaupt nicht möglich gewesen“, erklärt Otschik und verweist auf den Einfluss des Präsidenten auf die Schaffung solcher Denkmäler. „Wir sind ihm dankbar dafür.“
Russische Truppen als Schreckgespenst
Lukaschenko weiß, dass er mit Unterstützung Russlands rechnen kann und nutzt die Ängste vor einem russischen Übergriff, um sein Regime zu legitimieren. Politologe Jauheni Preiherman argumentiert: „Die Menschen, die vor fünf Jahren dachten, Lukaschenkos Macht sei brüchig, erkennen nun, dass diese Vorstellung naiv war. Putin hätte sich niemals mit einer anderen Regierung in Belarus arrangiert.“ Dieser Gedanke verdeutlicht die enge Verflechtung der belarussischen und russischen Politik.
Lukaschenko ist nicht der einzige Autokrat, der solche Ängste schürt. In Georgien wird eine ähnliche Rhetorik benutzt, die besagt, dass jeder Machtwechsel zu einem militärischen Übergriff Russlands führen könnte. Auch andere autoritäre Regierungen versuchen, ihre Herrschaft zu sichern, indem sie ihren Bürgern weismachen, nur sie könnten mit Putin umgehen.
In der Ukraine kämpfen die Menschen darum, nicht unter russischer Besatzung leben zu müssen. Viele in Minsk glauben, für Belarus sei es bereits zu spät. Der Schatten von Putins Macht und Lukaschenkos Regime legt sich trügerisch über die Hoffnungen auf Freiheit und Selbstbestimmung – ein Dilemma, das die belarussische Gesellschaft weiterhin plagt.