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Bankenleiter Deplazes: Alarmierende Abgänge im Topteam bei der Zürcher Kantonalbank

2025-03-07

Autor: Lukas

Iwan Deplazes, einer der einflussreichsten Banker der Schweiz, steht im Zentrum eines aufsehenerregenden Personalwandels bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Seit Jahren leitet er das Asset Management der Bank, die als wahre Perle unter den Kantonalbanken gilt.

Zusätzlich fungiert Deplazes als Präsident des Schweizer Verbands der Asset Manager und gilt als der „King of the Industry“. Doch nun gibt es heftige Kritik: Unter seiner Führung sei ein massiver Aderlass an Talenten in der Bank zu verzeichnen.

Viele der besten Mitarbeiter haben die ZKB verlassen – einige davon ins Private Banking unter Bruno Ammann, der dort eine starke rivalisierende Abteilung etabliert hat. Andere wiederum haben die Bank ganz verlassen und sich neuen Herausforderungen außerhalb gestellt.

Die Liste der Abgänge liest sich wie ein Who-is-Who der Branche: Die Chefpositionen im Zinsgeschäft, im Bereich Produkte, im Aktienhandel und sogar die Nummer 2 im Asset Management – sie alle sind entweder gegangen oder mussten gehen.

Ein Nachfolger eines der Abgängigen hat bereits in seinem ersten Jahr gekündigt und verstärkt nun einen zentralen Serviceanbieter im Pensionskassenbereich. Diese alarmierenden Entwicklungen scheinen mit der derzeitigen Führung und deren Strategien zusammenzuhängen. Insider werfen Deplazes vor, nicht die nötigen Schritte unternommen zu haben, um die besten Köpfe im Unternehmen zu halten.

Ein potenzieller Grund für die Schwierigkeiten von Deplazes könnte seine enge Beziehung zu Stephanino Isele, dem „ewigen“ Chef des Investment Bankings, sein. Isele wird voraussichtlich nächstes Jahr in den Ruhestand gehen, was Deplazes Hoffnungen auf einen Aufstieg in die Geschäftsleitung geweckt haben könnte.

Trotz der kritischen Lage, in der die Trading-Einnahmen von Isele um 15 Prozent auf rund 350 Millionen Dollar gefallen sind, scheint Deplazes' Asset Management floriert zu haben. Ihm wird zugeschrieben, maßgeblichen Anteil an den Erträgen von einer Milliarde Franken im Kommissionsgeschäft zu haben.

Gleichwohl bleibt ihm der Aufstieg ins Top-Management der größten Staatsbank der Schweiz bislang verwehrt. In einer überraschenden Wendung hat der Bankrat kürzlich eine zweite Frau, Susanne Thellung, in das entscheidende Führungsteam berufen. Auch Anja Hochberg, die als anerkannte Führungspersönlichkeit im Asset Management gilt, spielt eine zentrale Rolle in der ZKB und hat in der Vergangenheit von Deplazes viel Freiraum in ihrer Arbeit erhalten.

Gerüchte besagen, dass ein Vorfall mit einem erfahrenen Manager des Asset Managements, der verstärkt kritische Fragen zur Risikoüberwachung stellte, zu Deplazes' Schwierigkeiten beigetragen haben könnte. Dieser Manager soll daraufhin entlassen worden sein und sich gegen die Entscheidung juristisch gewehrt haben. Insider berichten von einer Einigung.

Ein Sprecher der ZKB betont jedoch, dass es keine Untersuchung gegen Deplazes gegeben habe und dass die Personalfluktuation allgemein auf einem niedrigen Niveau sei. Nach einer Veröffentlichung in den Medien gab die ZKB außerdem an, dass die Darstellung der Personalwechsel im Asset Management nicht den Tatsachen entspreche und dass diese überwiegend im Rahmen der Integration von Swisscanto vor über einem Jahrzehnt stattfanden.

Die Situation bleibt spannend und zeigt, dass selbst in etablierten Institutionen wie der ZKB die Herausforderungen groß sind. Wie Deplazes auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe reagieren wird, bleibt abzuwarten – eines ist jedoch sicher: Die Branche ist aufmerksam und wird die Entwicklung genau verfolgen.