
Bahnbrechende Therapie in Graz: „Lebenszeit zurückgewinnen“
2025-09-12
Autor: Noah
Ein historischer Moment in der Alzheimer-Forschung hat begonnen: Die neueste Antikörpertherapie, Lecanemab, wurde jetzt in Österreich zugelassen und steht vor der Einführung in Graz und Klagenfurt. Experten erkennen dies als bedeutenden Durchbruch nach vielen Jahren harter Forschung und Rückschlägen.
Dr. Stephan Seiler, ein führender Alzheimer-Spezialist, betont jedoch, dass diese Therapie nur für eine kleine Gruppe von Patienten geeignet ist: "Für die Mehrheit gibt es jedoch auch andere Wege, um zu helfen."
Die Anforderungen an die Therapie
Diese neueste Antikörpertherapie zielt spezifisch auf die schädlichen Ablagerungen von Amyloid-Beta im Gehirn ab. Auch wenn diese Ablagerungen vorhanden sind, muss eine gründliche Diagnostik erfolgen, um die Therapie wirksam zu gestalten. Methoden wie die Amyloid-PET-Bildgebung oder eine Lumbalpunktion sind für die Diagnose entscheidend.
Ein Gentest ist ebenfalls erforderlich, da das Vorhandensein des Gen-Markers ApoE4 das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen erhöhen kann. Die Therapie richtet sich vor allem an Personen im frühen Krankheitsstadium, die nur geringe kognitive Einbußen aufweisen.
Früherkennung und Prävention: Warum jedes Jahr zählt
Die Alzheimer-Erkrankung ist für etwa 70 Prozent aller Demenzfälle verantwortlich. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Gedächtnisstörungen auch anderen Ursachen zugeschrieben werden können, wie Stoffwechselproblemen oder psychischen Erkrankungen. Daher ist eine gründliche Untersuchung unerlässlich.
Die Früherkennung ist entscheidend, denn je früher eine Therapie beginnt, desto geringer ist der bereits entstandene Schaden im Gehirn. Dr. Seiler appelliert: "Es gibt nichts, was man bei Demenz tun kann, ist ein überholtes Denken!" Lifestyle-Veränderungen können einen signifikanten positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben.
Für Patienten, die nicht für die Therapie geeignet sind
Zusätzlich zu den Patienten, die nicht von der Antikörpertherapie profitieren können, müssen neue Wege erkundet werden. Die Alzheimer-Selbsthilfe fordert umfassende Unterstützungsangebote: Fitnessstudios mit geschulten Trainern, spezielle Ernährungsworkshops und Möglichkeiten für sozialen Austausch.
Wann startet die Behandlung der ersten Patienten?
Am LKH-Uniklinikum Graz soll die Therapie im Oktober für den ersten Patienten beginnen. Im Klinikum Klagenfurt wird man auf die Lieferung des Medikaments warten.
Wirksamkeit und Nebenwirkungen der Therapie
Die Antikörpertherapie wird alle zwei Wochen als Infusion verabreicht. Die Dauer der Behandlung richtet sich nach individueller Wirksamkeit und möglichen Nebenwirkungen, die von Hirnblutungen bis hin zu Hirnschwellungen reichen können.
Die Therapie zielt darauf ab, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen – durchschnittlich um 30 Prozent. Dr. Seiler betont: „Wir schenken den Betroffenen wertvolle Zeit mit ihren Angehörigen, und das ist unbezahlbar.“
Seiler ist überzeugt, dass der Moment, in dem er die erste Infusion an einen Patienten verabreicht, ein emotionaler Höhepunkt in der Geschichte der Alzheimer-Therapie sein wird.