
Aufstieg der Architekturkunst in Tirana: Ein neues Epizentrum der Kreativität?
2025-03-18
Autor: Louis
Nicht in den Metropolen von Dubai, London oder New York, sondern in der albanischen Hauptstadt Tirana entsteht ein architektonischer Boom, der die Welt in Staunen versetzt. Architekt Diogo Brito von OODA äußert sich dazu im Architekturmagazin "Dezeen": "Es ist fast unmöglich, einen Architekten zu finden, der nicht gerade in Tirana oder überhaupt in Albanien tätig ist. Was wir dort derzeit sehen, ist absolut einzigartig."
Künstlerische Freiheit als Leitprinzip
Die beeindruckenden Wolkenkratzer, die derzeit entstehen, stammen überwiegend von angesehenen internationalen Architekturbüros. Zum Beispiel hat das niederländische Büro MVRDV ein Hochhaus entworfen, das sich am Kopf des legendären Kriegerführers Skanderbeg orientiert. Ein weiteres faszinierendes Projekt, das an aufeinander gestapelte Häuschen erinnert, wird vom italienischen Büro NOA realisiert und könnte die Skyline Tiranas revolutionieren.
Die albanische Regierung unterstützt diese Entwicklungen, indem sie ein Umfeld fördert, in dem Architekten und Designer sich kreativ entfalten können. Lucas Rungger, Mitbegründer von NOA, betont: "Die künstlerische Freiheit hat Priorität. Anschließend suchen wir nach Möglichkeiten, die Projekte umzusetzen."
Weniger Bürokratie – mehr Verantwortung
Das Architekturbüro OODA ist äußerst aktiv und bearbeitet derzeit acht Projekte in Albanien. Zu diesen zählt Hora Vertikale, ein Gebäude, das aus zahlreichen kleineren Würfeln gestaltet ist, sowie zwei 50-stöckige Hochhäuser, die die Eleganz des Balletts widerspiegeln sollen. Brito erklärt gegenüber "Dezeen", dass viele Architekten zur Arbeit in Albanien angelockt werden wegen der lockeren Bauvorschriften: "Albanien gibt uns viel Freiheit. Hier sind wir mit weniger Bürokratie konfrontiert als in vielen anderen europäischen Ländern, allerdings kommen damit auch größere Verantwortung."
Politische Unterstützung mit einem Haken
Im Zentrum dieser architektonischen Renaissance stehen Bürgermeister Erion Veliaj, der seit 2015 im Amt ist, sowie der Ministerpräsident Edi Rama. Beide haben maßgeblich dazu beigetragen, urbanes Design als Teil einer Strategie zur Verbesserung des internationalen Rufs Albaniens zu etablieren. Sie sind darauf aus, wirtschaftliches Wachstum zu fördern und mehr Touristen ins Land zu holen.
Allerdings wurde Veliaj Anfang 2025 wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen. Diese Anschuldigungen beziehen sich auf die unrechtmäßige Vergabe öffentlicher Gelder als Baugenehmigungen an nahestehende Unternehmen. Dies könnte ein Wendepunkt in der Entwicklung Tiranas bedeuten.
Ein Masterplan für die Zukunft
Der italienische Architekt Stefano Boeri hat bereits ein Büro in Tirana eröffnet und wurde mit dem ehrgeizigen Masterplan "Tirana 2030" beauftragt. Boeri erklärt diesbezüglich: "Die Vision ist klar: Tirana soll eine Weltstadt werden. Ministerpräsident Rama erkennt die Bedeutung zeitgenössischer Architektur für die Zukunft der Stadt an." Dies könnte das Gesicht Tiranas erheblich verändern und internationale Architekten zu noch mehr Projekten im Land inspirieren.
Ein Blick in die Vergangenheit und die Zukunft
Edi Rama, der selbst Künstler ist, war von 2000 bis 2011 Bürgermeister von Tirana und ist bekannt dafür, die Stadt durch farbenfrohe Malereien kommunistischer Gebäude zu beleben. Architekt Boeri kommentiert: "Ramas Ansätze waren entscheidend, um eine Verbindung zur Vergangenheit zu schaffen und gleichzeitig Tirana kosmopolitischer zu gestalten." Dies verdeutlicht den kreativen Umgang des Landes mit seiner Geschichte.
Winy Maas von MVRDV fasst zusammen: "Das Land hat keine Angst vor seiner Vergangenheit – es will sie konfrontieren und sie in seine Zukunft integrieren. Hier kann Architektur als kraftvolles Instrument dienen." Tirana könnte somit zum neuen Zentrum für kreative Architektur in Europa avancieren. Wie wird sich dieser Trend entwickeln? Bleibt die Frage, ob die künstlerische Freiheit in der Architektur weiterhin gefördert wird oder ob sich die politische Unsicherheit auf die Entwicklungen auswirken könnte.
Was halten Sie von dieser künstlerischen Freiheit in Tirana?
- Mega! Das sollte man bei uns auch so halten. - Ich finde es wichtig und inspirierend. - Naja, wie sieht es wohl in zehn Jahren aus? - Es sollte mehr reguliert werden. - Ich bin skeptisch, ob das nachhaltig ist.