Wissenschaft

Astronomen warnen: Strahlung der „Starlink“-Satelliten könnte die Zukunft der Astronomie gefährden

2024-09-22

Ein neues Forschungsteam hat alarmierende Befunde zu den Strahlungen vorgestellt, die von SpaceX's „Starlink“-Satelliten ausgehen. Diese Strahlungen beeinträchtigen nicht nur die Beobachtungen des Nachthimmels, sondern stellen sogar eine ernsthafte Bedrohung für die wissenschaftliche Gemeinschaft dar.

Beim Start der ersten „Starlink“-Satelliten im Jahr 2019 wurde bereits schnell darauf hingewiesen, dass diese hellen Satelliten am Himmel möglicherweise die Astronomie stören könnten. Die Astronomen waren besorgt, dass das nötige Dunkel für die Himmelsbeobachtungen nicht mehr gegeben sein könnte. Obwohl SpaceX Schritte unternommen hat, um die Helligkeit der Satelliten zu reduzieren, zeigen neueste Studien, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist.

Ein Team unter der Leitung von Cees Bassa vom niederländischen Institut für Radioastronomie (ASTRON) hat mit dem LOFAR-Radioteleskop beobachtet und festgestellt, dass die neue Generation, die „V2-Mini“-Satelliten, unbeabsichtigt Radiowellen ausstrahlen, die bis zu 32 Mal heller sind als die ihrer Vorgängermodelle. Diese unbeabsichtige elektromagnetische Strahlung ist so intensiv, dass sie die schwächsten astrophysikalischen Quellen, die mit LOFAR erfasst werden, um ein beeindruckendes Maß von zehn Millionen Mal übertrifft – ein Vergleich, der die Helligkeit eines Vollmondes mit den schwächsten sichtbaren Sternen am Nachthimmel verdeutlicht.

Die Strahlung hat das Potenzial, die Astronomie zu revolutionieren – allerdings in die falsche Richtung. Bassa beschreibt die Situation als „schlimmsten Alptraum“ für Astronomen und befürchtet, dass das Problem sich weiter verschärfen wird, während SpaceX weiterhin wöchentlich neue Satelliten ins All bringt. Wissenschaftler fordern daher dringend eine Regulierung des Weltraums, um sicherzustellen, dass die fortschrittlichen Möglichkeiten der Radioastronomie nicht dauerhaft gefährdet werden.

Ein weiterer Aspekt ist, dass SpaceX bei der Entwicklung seiner Satelliten nach innovativen Wegen suchen muss, um die Strahlung zu minimieren. Federico Di Vruno, ein Mitautor der Studie, fordert ein Umdenken in der Raumfahrtpolitik. „Es ist entscheidend, dass Satellitenunternehmen Verantwortung übernehmen und Priorität auf die Gestaltung ihrer Technologien legen, um Strahlung zu minimieren“, sagt er.

Die Zahlen sind beunruhigend: Bereits stehen ungefähr 6400 SpaceX-Satelliten im Erdorbit, und der Großteil gehört der problematischen zweiten Generation an. SpaceX ist nicht allein auf diesem Markt; auch andere Firmen planen massive Satellitenkonstellationen. Dazu gehört der Satellit „BlueWalker3“, dessen Helligkeit und Strahlung ebenfalls astronomische Beobachtungen stören.

Die Menge an Satelliten könnte laut Prognosen bis Ende des Jahrzehnts die 100.000er-Marke überschreiten – eine Entwicklung, die Astronomen weltweit in Alarmbereitschaft versetzt. „‚Starlink‘ ist nicht der einzige große Akteur, aber sie haben die Möglichkeit, einen Standard zu setzen und Lösungen zu entwickeln, die auch für andere Unternehmen Vorbild sein sollten“, betont Di Vruno.

Eine der größten Herausforderungen für die Astronomie steht uns möglicherweise erst bevor. Laut dem Magazin Science plant SpaceX bereits eigene Tests, um diese ernsten Probleme anzugehen und dabei mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. Das dreifache Ziel: Die Technologien weiterentwickeln, Stand der Forschung berücksichtigen und einen Weg finden, das unentbehrliche Fenster ins Universum für zukünftige Generationen zu bewahren. Die Zeit drängt und die Nachwelt wird beobachten, wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen. (tab)