
Armut in der Schweiz: Fast 20 Prozent können unerwartete Ausgaben nicht decken
2025-03-31
Autor: Gabriel
Die Fakten im Überblick
2023 hatten 18,8 Prozent der Schweizer Bevölkerung Schwierigkeiten, unerwartete Ausgaben von 2500 Franken zu bewältigen. Dies zeigt eine neue Studie des Bundesamts für Statistik (BfS).
Besonders alarmierend ist, dass 11,1 Prozent der Haushalte abgenutzte Möbel nicht ersetzen konnten, was darauf hinweist, dass viele Menschen selbst grundlegende Bedürfnisse nicht decken können.
Zahlen und Fakten zur Einkommensarmut
Insgesamt lebten 708'000 Menschen, darunter 176'000 Erwerbstätige, in Einkommensarmut. Dies entspricht etwa 8,1 Prozent der Bevölkerung. Vor allem Alleinlebende, Einelternfamilien mit Kindern und Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung sind stark betroffen. Von den Erwerbstätigen gelten 4,4 Prozent als „Working Poor“, was bedeutet, dass sie trotz Arbeit nicht genug verdienen, um über die Runden zu kommen.
Die Armutsgrenze wurde 2023 auf 2315 Franken für Einpersonenhaushalte und 4051 Franken für Familien mit zwei Kindern festgesetzt. Diese Beträge müssen alle lebensnotwendigen Ausgaben wie Miete, Lebensmittel, Hygieneprodukte und Mobilität abdecken, während Krankenkassenprämien, Steuern und Alimente im Voraus abgezogen werden.
Steigende finanzielle Unsicherheit und Rückstände
Die finanzielle Sicherheit in der Schweiz zeigt besorgniserregende Anzeichen: 10,1 Prozent der Bevölkerung gaben an, Schwierigkeiten zu haben, bis zum Monatsende zu kommen. Zudem litten 5,5 Prozent unter materieller und sozialer Deprivation. Dies bedeutet, dass viele Menschen auf essenzielle Dinge verzichten müssen, die für ein angemessenes Leben notwendig sind, wie beispielsweise kostenpflichtige Freizeitaktivitäten oder persönliche Ausgaben.
Zahlungsrückstände sind 2023 ebenfalls wieder angestiegen, mit 6,3 Prozent der Menschen, die in Haushalten mit mindestens zwei offenen Rechnungen leben. Dies betrifft vor allem Steuern und Krankenkassenprämien, während der Wert 2022 bei nur 4,8 Prozent lag.
Geruchsabnahme in der Lebenszufriedenheit
Die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation ist drastisch gesunken: Lediglich 30,3 Prozent der Befragten gaben 2023 an, mit ihrer Finanzlage sehr zufrieden zu sein. Dies ist ein Rückgang im Vergleich zum Höchstwert von 38,2 Prozent im Jahr 2021, als viele aufgrund der Pandemiekosten weniger ausgaben.
Im Vergleich dazu bleibt der Lebensstandard in der Schweiz laut BfS jedoch über dem europäischen Durchschnitt. Das mittlere verfügbare Äquivalenzeinkommen liegt in der Schweiz nur hinter Luxemburg, Norwegen und Österreich.
Zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten
Es gibt verschiedene Organisationen, die Unterstützung bieten, wie Winterhilfe, Caritas und die Initiative „Tischlein deck dich“, die Lebensmittelhilfe für bedürftige Haushalte bereitstellt. Es ist wichtig, diese Ressourcen zu nutzen, wenn man selbst oder jemand aus dem Bekanntenkreis in Not ist.