
Angela Merkel und der legendäre Satz «Wir schaffen das»: Ein Blick auf 10 Jahre Flüchtlingspolitik
2025-08-31
Autor: Noah
Ein historischer Moment in der Flüchtlingspolitik
Vor zehn Jahren, am 31. August 2015, verkündete die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Pressekonferenz in Berlin ihren denkwürdigen Satz «Wir schaffen das». Dieser Satz wurde im Kontext einer Krise geäußert, als Hunderttausende Flüchtlinge über die Balkanroute nach Deutschland strömten und die Grenzen geöffnet wurden. Merkels Entscheidung erntete sowohl Respekt als auch massive Kritik und prägte die politische Landschaft Deutschlands nachhaltig.
Die Bilanz der Medien: Unterschiedliche Ansichten
In den letzten Tagen haben viele deutsche Medien die Bilanz dieser Entscheidung gezogen. Ein Beispiel ist die «Bild»-Zeitung, wo Reporter Paul Ronzheimer, der mehrere Flüchtlinge entlang der Balkanroute begleitete, zu dem Schluss kam, dass man 2015 keine andere Wahl hatte, als die Grenzen offen zu lassen: «Wie hätten wir je über Menschlichkeit und Solidarität sprechen können, wenn wir andere EU-Länder damit allein gelassen hätten?»
Integrationsgeschichten und Herausforderungen
Ronzheimer teilt Geschichten erfolgreicher Integration, wie die seines syrischen Freundes Feras Rashid, der sich hervorragend in die Gesellschaft eingelebt hat. Doch gleichzeitig thematisiert er die Herausforderungen: anhaltende Integrationsprobleme, erhöhte Sozialleistungen und ein besorgniserregender Anstieg von Gewaltdelikten. Sein Fazit: «Wir müssen offen sein für die, die sich integrieren wollen, aber auch klar die Grenzen setzen gegenüber denjenigen, die dies nicht tun.»
Eine kritische Betrachtung der Demokratie
Die Wochenzeitschrift «Die Zeit» bringt verschiedene Stimmen zu Wort. Journalist Johannes Schneider betrachtet Merkels Satz als einen starken Ausdruck von Menschlichkeit, warnt aber vor einer Überbewertung seiner Bedeutung. Er ist der Ansicht, dass die Kanzlerschaft Merkels eine Stütze gegen wütende rechtspopulistische Stimmen war. Im Gegensatz dazu bezeichnet Martin Machowecz den Satz rückblickend als «fatal», da er unerfüllbare Versprechen impliziert habe, was zur Belastung der Demokratie führen könnte.
Rückblick und Ausblick: Was sagt die Gesellschaft?
Die «Berliner Morgenpost» befragte mehrere Bürger über ihre Meinungen zu Merkels Satz. Der ehemalige Bürgermeister von Heidenau, Jürgen Opitz, erinnerte sich an die schwierige Situation 2015, als Merkel von Rechtsextremen beleidigt wurde, und sagte: «Wir haben es geschafft. Es war eine Herausforderung, aber Merkels Satz gab mir Zuversicht.»
Merkels eigene Reflexion und die Lehren aus der Krise
In einem aktuellen Interview mit der ARD reflektiert Merkel: «Bis jetzt haben wir viel geschafft.» Sie ist überzeugt, dass die Entscheidung für offene Grenzen letztlich richtig war, trotz der Herausforderungen, die Städten und Gemeinden seitdem auferlegt wurden. Sie erinnert sich, dass sie damals vor einer «besonderen Entscheidung» stand und überrascht darüber ist, wie sehr ihr Satz «um die Ohren gehauen» wurde.
Insgesamt bleibt die Frage nach der Erfüllung von Merkels versprochenem Spirit der Menschlichkeit bestehen. Die Debatte um «Wir schaffen das» wird auch in den kommenden Jahren eine prägende Rolle in der gesellschaftlichen Diskussion über Migration und Integration spielen.