
Akademisierung in der Schweiz: Fluch oder Segen?
2025-04-16
Autor: Louis
Der Aufstieg der Hochschulabsolventen in der Schweiz
Immer mehr Menschen in der Schweiz erlangen Hochschulabschlüsse oder eine höhere Berufsbildung. Prognosen des Bundesamts für Statistik zeigen, dass bis zum Jahr 2045 über 60 Prozent der Bevölkerung eine Tertiärausbildung haben werden, im Vergleich zu knapp 50 Prozent heute. Doch was bedeutet dieser Trend für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz? Könnte die Akademisierung tatsächlich den Fachkräftemangel anheizen?
Der Arbeitsmarkt reagiert auf Veränderungen
Trotz des steigenden Anteils von Hochschulabsolventen ist es wichtig zu differenzieren, betont Bildungsökonom Stefan Wolter. Der Anstieg in den Akademikerkreisen resultiert vor allem aus der hohen Nachfrage nach Fachhochschule- und Berufsbildungsabschlüssen. Zudem zeigen aktuelle Arbeitsmarktanalysen, dass Lehrkräfte mit einer Tertiärausbildung ebenfalls gefragt sind, was eine übereinstimmende Nachfrage und ein entsprechendes Angebot widerspiegelt.
Hochqualifizierte Berufe auf dem Vormarsch
Rudolf Minsch, Chefökonom von Economiesuisse, bestätigt, dass hochqualifizierte Arbeitskräfte stark nachgefragt werden. Die Anforderungen an Jobprofile sind in den letzten Jahren gestiegen, während Fachkräfte mit mittlerem Qualifikationsniveau weniger gefragt sind. Minsch spricht sich für eine umfassende Ausbildungsoffensive aus, hinterfragt jedoch die traditionellen Ausbildungswege, die oft lange dauern. Eine Kombination aus Studium und praktischer Ausbildung könnte helfen, den Fachkräftemangel zu verringern.
Fachkräftemangel trotz Hochschulabschlüssen
Die emeritierte Professorin Regula Leemann hebt hervor, dass auch in Berufen mit Hochschulabschluss wie Medizinern, Psychologen und Lehrern ein Fachkräftemangel herrscht. Rund ein Drittel der benötigten Fachkräfte wird importiert, was gesellschaftspolitisch bedenklich ist, da dies die Fachkräftesituation anderer Länder beeinflusst. Leemann fordert daher, dass auf allen Bildungsebenen Maßnahmen getroffen werden, um jungen Menschen Investitionen in ihre Bildung zu ermöglichen.
Die Notwendigkeit der Bildung: Ein Aufruf zum Handeln
Aktuelle Statistiken zeigen, dass ein Zehntel der jungen Erwachsenen die Schule ohne eine nachobligatorische Ausbildung verlässt. Eine verstärkte Qualifizierung im Tertiärbereich, sei es durch Universitäten oder höhere Berufsbildung, ist dringend erforderlich. Nur so lässt sich die zukünftige Fachkräftesicherung der Schweiz gewährleisten.