Technologie

Actelion und Idorsia – Gründerpaar Clozel vor ernsthaften Herausforderungen

2025-01-15

Autor: Alina

Das erfolgreiche Ehepaar Martine und Jean-Paul Clozel, bekannt in der Pharmaindustrie, gründete 2017 das Unternehmen Idorsia und startete mit einem Kapital von einer Milliarde Franken. Zuvor hatten sie ihr erstes Unternehmen Actelion für stolze 30 Milliarden Dollar verkauft und mehrfach mit dem Scheitern konfrontiert. Doch nun könnte sich erneut eine kritische Situation für die beiden und die Schweizer Biotech-Szene anbahnen.

Am Freitag muss Idorsia eine Wandelanleihe in Höhe von 200 Millionen Franken zurückzahlen, doch die verfügbaren Mittel sind nicht ausreichend. Trotz bedeutender Forschungserfolge unter der Leitung von Martine Clozel, mit mehreren gültigen Therapien wie dem Schlafmittel Quviviq und dem Bluthochdruckmittel Tryvio, reicht exzellente Forschung allein nicht aus. Eine solide Finanz- und Marketingplanung ist in der Pharmawelt von entscheidender Bedeutung.

Die finanziellen Schwierigkeiten von Idorsia wurden durch eine Einladung an die Gläubiger zu einem Treffen am 25. Februar offenkundig. Dies führte zur Aussetzung der Rückzahlung und nahm die erste von vier Hürden, die ein potenzielles Scheitern abwenden könnten.

Aktueller Kurs unter 1 Franken

Aktienanalyst Stefan Schneider von Vontobel betont, dass Jean-Paul Clozel ein überzeugendes zukünftiges Geschäftsmodell präsentieren muss, um die Rentabilität von Idorsia zu sichern und die Anleihe zurückzahlen zu können. Das Unternehmen hatte Ende 2024 noch etwa 100 Millionen Franken zur Verfügung, die jedoch nicht ausreichen, um langfristig über Wasser zu bleiben. Aktuell sind 250 der insgesamt 750 Stellen betroffen, wobei die Einsparungen erst im zweiten Quartal merklich werden.

Der Finanzdruck ist enorm; die liquiden Mittel des Unternehmens reichen voraussichtlich nur bis Ende März. Die Börse ist auch skeptisch gegenüber Idorsia; die Aktie fiel seit Dezember 2022 unter 1 Franken. Schneider hat keine Empfehlungen oder Kursziele für den Titel ausgesprochen, was die Unsicherheit unterstreicht.

Mit Tryvio hat Idorsia ein wichtiges Medikament gegen Bluthochdruck, das in den USA letztes Jahr zugelassen wurde. Um dringend benötigte Liquidität zu schaffen, möchte Jean-Paul Clozel die Vermarktungsrechte schnell verkaufen. Bei erfolgreichen Verhandlungen zur Lizenzierung von Tryvio würde bereits die zweite Hürde genommen werden.

Im vergangenen November wurden 35 Millionen Franken für die exklusiven Verhandlungsrechte zu Tryvio gezahlt, aber der Name des Käufers bleibt bislang nicht bekannt. Unklar ist auch, ob die verbleibenden Mittel für die laufenden Kosten von Idorsia und die Rückzahlung der ausstehenden Anleihe ausreichen werden.

Ein Risiko bleibt – beim Weiterverkauf der Vermarktungsrechte, die 2023 von Janssen für 306 Millionen Franken zurückgekauft wurden, müsste Idorsia 30 Prozent der Lizenzsumme an Janssen abführen.

Schwierigkeiten bei der Vermarktung des Schlafmittels

Die nächste Wandelanleihe über 600 Millionen Franken steht am 4. August 2028 zur Rückzahlung an – eine weitere kritische Hürde. Idorsia plant bereits, Gespräche mit den Gläubigern zu führen. Die wichtigste Herausforderung besteht jedoch in der Umsetzung des Geschäftsmodells selbst, das auf laufenden klinischen Studien zu neuen Medikamenten und dem schlaffördernden Mittel Quviviq basiert.

Trotz Marktzulassung in den USA und Europa generiert Quviviq nur begrenzte Umsätze. Idorsia schätzt für das letzte Jahr einen Umsatz von lediglich 55 Millionen Franken, weit unter dem ursprünglichen Ziel von 1 Milliarde Franken, das für dieses Jahr angestrebt wurde.

„Idorsia konnte bei den Ärzten mit ihrem Marketing nicht punkten“, erklärt Schneider. Eine nachhaltige Änderung der Verschreibungsgewohnheiten der Ärzte ist eine gewaltige Herausforderung. Für einen zweiten großen Marketingversuch fehlen dem Unternehmen die finanziellen Mittel, was die Unsicherheiten weiter vergrößert. „Ein zweiter Anlauf birgt auch mit zusätzlichen Mitteln große Risiken, da einmal ablehnende Therapeuten nur schwer neu überzeugt werden können“, so Schneider abschließend.

Die spannende Frage bleibt also: Wird es den Clozels gelingen, die Herausforderungen zu meistern und Idorsia zurück auf die Erfolgsspur zu bringen?