Nation

Abstimmung zum Autobahnausbau: Der Stau in Bern wird zur Geduldsprobe

2024-11-14

Autor: Alina

Es ist kaum fassbar – auf der A1 bei Bern zeigt sich das Ausmaß der Verkehrsinfrastrukturproblematik

Wird die Schweiz bald ihre erste achtspurige Autobahn haben? Diese Frage wird in naher Zukunft zur Abstimmung stehen. Ein Selbstversuch von Watson belegt, wie dramatisch die aktuelle Stausituation ist, an dem Ort, wo die zusätzlichen Spuren entstehen sollen.

Kurz vor Bern kommt der Verkehr auf der A1 zum Stillstand. Statt der festgelegten 60 km/h müssen Autos und Lastwagen sich mit durchschnittlich 15 km/h abmühen, um ihr Ziel zu erreichen.

Immerhin gibt es einen gewissen Vortrieb. Langsame Bewegungen, jedoch.

Zwei der sechs geplanten Ausbauprojekte werden am 24. November zur Abstimmung stehen. Zwischen Schönbühl und Kirchberg sollen in beide Fahrtrichtungen jeweils eine zusätzliche Spur hinzugefügt werden, wodurch sich die Anzahl der Fahrspuren von vier auf insgesamt sechs erhöht. Zusätzlich ist zwischen Wankdorf und Schönbühl die A1 bereits sechsspurig, sodass ebenfalls hier eine Erweiterung in beiden Richtungen angedacht ist. Das Resultat: Der erste achtspurige Autobahnabschnitt der Schweiz.

Die Befürworter des Ausbaus argumentieren mit der „unhaltbaren“ Verkehrssituation auf der A1. Aber wie sehen das die Anwohner und Pendler?

Lieber im Stau als im Zug

An der Tankstellenraststätte Ittigen, wo die Autos im Schritttempo vorankommen, trifft Watson auf eine Frau, die mit Essen aus dem Shop herauskommt. Sie sagt klar: „Die Situation hier ist unerträglich.“ Sie sei um 6:30 Uhr in Basel gestartet, um ihre Eltern zu besuchen. Ihr Ziel: Vevey, wo sie lebt. Sie hätte eine zweistündige Fahrt erwartet, doch heute wird sie voraussichtlich drei Stunden benötigen. „Genauso lange wie mit dem Zug“, betont sie.

Auf die Frage, warum sie nicht den Zug genommen hat, antwortet sie: „Eine gute Frage. Heute hätte es sich wirklich gelohnt. Ich hätte auf der Fahrt wenigstens etwas arbeiten können.“ Sie nutzt manchmal öffentliche Verkehrsmittel, aber je nach Gepäck und anderen Verpflichtungen ist es praktischer, das Auto zu nehmen.

Unverzichtbares Auto

Viele von den Autofahrern, die Watson an diesem Morgen befragt, bringen vier Hauptgründe vor, um nicht auf Bus und Bahn umzusteigen. Der erste lautet: „Mit dem Auto ist man selbst bei Stau schneller als mit dem ÖV.“ Ein Mann in der Raststätte erklärt, dass sein Arbeitsweg ohne Stau 15 Minuten dauert, mit Stau jedoch das Doppelte. „Mit Zug und Bus würde ich eine Stunde brauchen. Daher bleibe ich beim Auto und stimme für den Autobahnausbau“, sagt er.

Ein weiterer Punkt betrifft die Berufsgründe. Ein Pendler, der in seinem Auto auf dem Parkplatz sitzt und arbeitet, äußert, dass er ständig von Kunde zu Kunde fahren muss. Oftmals ist der öffentliche Verkehr keine Option und wenn doch, dann nur mit viel Aufwand.

Ob sich das Verkehrssystem schnell ändern wird, hält er für ungewiss. Er erwartet, dass wenigstens etwas in der Verkehrsinfrastruktur passieren muss.

Die Zuwanderung als Lösungsansatz?

Die steigende Bevölkerung in der Schweiz ist unbestreitbar. Von 5,8 Millionen Einwohnern im Jahr 1964 stieg die Zahl auf fast 10 Millionen heute, und diese Zuwanderung wird als Belastung für die Infrastruktur angesehen. Der Individualverkehr boomt und laut BFS gab es 2023 in der Schweiz 6,8 Millionen Fahrzeuge.

Eine entscheidende Darstellung zeigt, dass die Verkehrspolitik ebenfalls angepasst werden muss. Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) weist darauf hin, dass ohne Anpassung der Verkehrsprünge exponentiell mit dem Bevölkerungswachstum steigen wird.

Um einem Anstieg des Verkehrsaufkommens entgegenzuwirken, sollte der öffentliche Verkehr verbessert werden. Es wird gebeten, dass die Menschen mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen und Fahrgemeinschaften bilden, um den Platzbedarf in den Städten zu reduzieren. Dennoch zeigt der Trend, dass diese Maßnahmen nur wenig umgesetzt werden.

92 Prozent der Pendler fahren allein

Ein Blick in die Fahrzeuge im Stau offenbart: In den meisten Autos sitzt lediglich eine Person. Laut Statistik fuhren 2021 92 Prozent der Pendler alleine zur Arbeit.

Zusätzlich zur Überpopulation der Straßen ist dies besorgniserregend, da die Größe und das Gewicht der Fahrzeuge ebenfalls zugenommen haben, was Unfälle verursacht und somit den Verkehrsfluss weiter hemmt.

Mit den anhaltenden Herausforderungen durch Unfälle und dem wachsenden Verkehr sind viele Anwohner skeptisch gegenüber den Aussagen des Bundes. Ein Rentner äußert, dass ähnliche Versprechungen bei Bauprojekten in der Vergangenheit gemachten wurden und letztendlich nicht gehalten wurden. „Wir brauchen echte Lösungen und nicht nur Versprechen“, gibt er zu bedenken.

Fazit

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Herausforderungen komplex sind und ein Gesamtkonzept benötigt wird, um die Zukunft der Schweizer Verkehrsinfrastruktur sinnvoll zu gestalten. Es wird Zeit, dass schnell innovative Ressourcen und kreative Ansätze in die Planung einfließen, um die wachsenden Staus zu bewältigen!