Nation

Abschied vom blauen Bähnli: Ein Kulturerbe auf der letzten Fahrt

2024-12-12

Autor: Mia

Stefan Schär (53), in Worb aufgewachsen und mittlerweile wohnhaft in Biglen, ist ein erfahrener Lokführer bei der BLS und blickt auf 20 Jahre in diesem Beruf zurück.

„Warum bist du nochmals mit dem blauen Bähnli von Worb nach Bern gefahren?“, fragen wir ihn.

Stefan Schär antwortet: „Es war eine emotionale Reise für mich, voller Kindheitserinnerungen. In Worb hatten wir kein Auto, sodass das blaue Bähnli für uns ein wichtiges Transportmittel war. Für mich hat es Kultstatus – es gehört zur Identität von Worb wie das Tüpfelchen auf den i.“

Er erzählt weiter von seinen Erinnerungen an die Fahrten mit dem Bähnli, die sowohl schöne als auch weniger schöne Erlebnisse beinhalteten. „Wir unternahmen oft Sonntagsausflüge und fuhren bis Muri, um dann zurück zu spazieren. Den Rückweg über den Dentenberg fand ich als Kind weniger spannend.“

Im Laufe der Jahre hat sich das Bähnli verändert. Stefan bemerkt: „Es ist moderner geworden. Der ursprüngliche Charme des blau-roten Bähnli ist verloren gegangen. Früher hatte das Bähnli abgetrennte Wagen für Raucher und Nichtraucher, es fuhr langsamer, und die Fahrt endete im Kirchenfeld. Alles war irgendwie gemächlicher.“

Doch das Ersetzen des alten Rollmaterials ist nachvollziehbar. „Ja, das ist verständlich. Es ist nicht mehr wirtschaftlich, aber gleichzeitig ist es auch ein Teil unseres Kulturerbes, das wir bewahren sollten“, betont er. „Es wäre großartig, wenn wenigstens ein Tram auf dieser Linie blau bleibt, um die Tradition am Leben zu halten.“

Am Freitag, den 13. Dezember, wird das blaue Bähnli letztmalig zwischen Worb und Bern unterwegs sein. Die genaue Uhrzeit der allerletzten Abfahrt von Worb steht noch nicht fest. Interessanterweise besitzt die Feuerwehr Bern ein ausgemustertes blaues Tram für Übungszwecke, und ein weiteres ist im Besitz des Vereins EW Nostalgie, der sich um die Erhaltung solcher alten Verkehrsmittel kümmert.

Dieser Abschied vom blauen Bähnli ist nicht nur ein Ende, sondern auch ein Aufruf, das Kulturerbe der Region zu schützen und zu würdigen. Erinnerungen, die mit diesem Bähnli verbunden sind, werden für viele Menschen unvergesslich bleiben.