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Abnehmspritze Ozempic: Swissmedic verbietet Berichterstattung – Die Hintergründe

2025-01-14

Autor: Leonardo

In letzter Zeit hat die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic teilweise Berichterstattung über Abnehmspritzen wie Ozempic untersagt. In einem drastischen Schritt sieht die Behörde die Berichte von Medien wie „Blick“, „Neue Zürcher Zeitung“ und „20 Minuten“ als unzulässige Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente an.

Viele Journalisten und Medienhäuser werfen Swissmedic vor, überzogen und pressefeindlich zu handeln. Experten aus dem Bereich Recht und Medien fordern dringende Reformen des Arzneimittelwerberechts, da die bestehenden Regelungen nicht mehr zeitgemäß sind.

Das Phänomen rund um Abnehmspritzen tritt besonders in den sozialen Medien stark in Erscheinung. Zahlreiche Videos zeigen vor und nach Aufnahmen, wie Menschen durch den Einsatz solcher Medikamente gewichtige Veränderungen erzielen. Besonders in der Schweiz erreichen die Google-Suchanfragen zu diesem Thema derzeit Höchststände. Dennoch bleibt der Zugang zu Informationen über diese Spritzen durch die strengen Vorgaben von Swissmedic eingeschränkt. Doch warum dieser Widerstand?

Swissmedic hat mehrere relevante Medien aufgefordert, Onlineartikel über Ozempic und ähnliche Produkte zu löschen, da sie der Ansicht sind, dass selbst informative Beiträge als Werbung interpretiert werden können. Ein aktueller Beispielartikel von „20 Minuten“ vergleicht verschiedene Abnehmspritzen hinsichtlich ihrer Effekte und Kosten. Swissmedic argumentiert, dass jede Information, die zu einem veränderten Konsumverhalten führen könnte, als Werbung gilt.

Die rechtliche Grundlage scheint auf den ersten Blick für Swissmedic zu sprechen. Celine Weber, eine auf Arzneimittelwerberecht spezialisierte Juristin, hebt hervor: „Verschreibungspflichtige Medikamente sollten nicht namentlich in den Medien behandelt werden.“ Aber sie warnt auch davor, dass das Schweizer Arzneimittelwerberecht aus einer Zeit der Printmedien stammt und dringend modernisiert werden muss, um den Veränderungen des digitalen Zeitalters Rechnung zu tragen.

Ein Medienvertreter von Ringier betont, dass die von Swissmedic auferlegten Richtlinien so stringent ausgelegt werden, dass sie faktisch jegliche Berichterstattung über wichtige Medikamente unterbinden. Dies gefährdet die Meinungsvielfalt und schränkt die Informationsfreiheit ein.

Medienexperte Thomas Friemel von der Universität Zürich ergänzt: „Angesichts der unregulierten Informationen im Internet sollten Journalisten in der Lage sein, sachliche und neutrale Informationen bereitzustellen, um die öffentliche Meinung korrekt zu informieren.“

Der SVP-Nationalrat Rémy Wyssmann bezeichnet das Vorgehen von Swissmedic als „massiven Eingriff in die Pressefreiheit“ und fordert eine genauere Prüfung der Absichten hinter den behördlichen Maßnahmen. In seinen Augen wird hier eine wertvolle Berichterstattung unterdrückt, die für die Öffentlichkeit von Bedeutung ist.

Auch die Geschäftsführerin des Presserats, Ursina Wey, fordert ein Umdenken. Sie merkt an, dass der Preisvergleich von Abnehmspritzen aus journalistischer Sicht legitim sei, solange diese nicht einseitig oder übertrieben positiv dargestellt werden. Sie stellt fest: „Aus journalistischer Sicht wirkt das Vorgehen von Swissmedic befremdlich. Wir müssen jedoch die genauen Gründe für ihre Entscheidungen kennen, um eine fundierte Meinung zu bilden.“

In Anbetracht dieser Geschehnisse bleibt die Frage: Wie wird sich die Situation entwickeln, und wird Swissmedic seine Haltung überdenken? Die Debatte um die Freiheit der Presse und den Zugang zu Gesundheitsinformationen ist noch lange nicht vorbei. Das öffentliche Interesse an der Thematik ist definitiv gegeben, und die Medien stehen vor der Herausforderung, verantwortungsvoll mit diesen Themen umzugehen. Was denkt ihr über das Vorgehen von Swissmedic? Ist der Schutz der Öffentlichkeit mehr wert als die Pressefreiheit?